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Der Lockdown ist vorbei, und das Leben läuft allmählich wieder in normalen Bahnen. Nun ist alles wieder zum größten Teil geöffnet und gelockert. Nur das mit dem Abstandhalten und dem Mundschutztragen ist noch geblieben. Von Normalität kann man aber immer noch nicht sprechen. 

Man befindet sich in einer Art „Dazwischen“. Zwischen Unklarheit und das Leben geht weiter. Aktuell ist in den Medien das Thema „Rassismus“ sehr präsent, das sich an einem konkreten Fall in den USA entzündet hat. Nicht nur dass die Natur uns gerade mit COVID-19 in Atem hält. Nein, auch wie Menschen einander behandeln, lässt einen sehr verzweifeln und traurig werden. Ständig erleben wir in der Gesellschaft eine sehr starke Polarisierung. Weiß und Schwarz, Demokratie und Nationalismus, für Klimaschutz, gegen Klimaschutz. Dies sind nur einige Beispiele für die tiefen Gräben, die unsere Gesellschaft mittlerweile durchziehen. Wie schaffen wir es, trotzdem nicht den Mut zu verlieren? Weiter voller Zuversicht zu sein und die Güte des menschlichen Herzens zu spüren?

In dem neuen Buch von Pema Chödrön gibt es ein Kapitel mit dem Titel „Nicht den Mut verlieren“. Dort liest man eine kleine Anleitung, wie man mit Polarisierung umgehen und praktizieren kann:
„… In einem ersten Schritt suche ich nach Polarisierungstendenzen in mir selbst. Ich muss also genug Mut aufbringen, um das Gefühl der Verletzlichkeit angesichts meiner eigenen Neurosen zu spüren und damit standhaft auszuharren, ohne zusammenzubrechen oder mich zu verstecken. Wenn ich ehrlich nach Polarisierung in mir selbst suche, finde ich eine Menge Unnachgiebigkeit und Das-Problem-bei-den-anderen-Sehen. Ich stelle fest, dass ich andere oft als Gegner betrachte, die nur Fehler haben – im Gegensatz zu meiner eigenen Fehlerlosigkeit. Oft hat man mich schon darauf aufmerksam gemacht, dass ich solche Gewohnheiten habe, aber wenn ich nicht näher hinsehe, erkenne ich sie nicht.

Mut
Nachdem ich meine eigenen Gewohnheiten in den Fokus gerückt habe, wecke ich in mir das starke Bestreben, alles zu tun, um der Welt keine weitere Polarisierung mehr hinzuzufügen. So kann ich meine Handlungen in einen größeren Zusammenhang stellen. Ich reagiere nicht mehr reflexartig auf das, was mich ärgert. Sobald ich dieses Bestreben in mir geweckt habe, kann ich leichter ein Gegenmittel gegen das unangenehme Gefühl einsetzen, das mich in Richtung Polarisierung drängen will …
aus dem Buch: „Das Unwillkommene willkommen heißen“ – von Pema Chödrön


Pema Chödrön beschreibt in diesen Zeilen sehr schön, dass wir auch in dieser schwierigen Zeit nicht vergessen sollten, weiter mit den Umständen und den Situationen, in denen wir uns befinden, zu praktizieren. Ob es die Praxis der liebenden Güte ist oder Shamatha-Meditation, die Tonglen-Praxis oder wie in den Zeilen davor, durch die Praxis der Kontemplation und Reflektion Gewohnheitsmuster aufzulösen. Als praktizierende Buddhist*innen haben wir Methoden und Werkzeuge an der Hand, die uns helfen, immer wieder zum Spüren zurückzukommen, um uns so nicht in eine Abwärtsspirale zu bewegen. So können wir uns wieder mehr in Richtung Vertrauen und Zuversicht bewegen und die Schönheit und Güte des menschlichen Herzen sehen und fühlen.
Ich wünsche allen Lesern, ihren Mut nicht zu verlieren und nicht zu vergessen, immer wieder Kontakt zur grundlegenden Gutheit herzustellen. Die Qualitäten von: sich immer wieder zu öffnen für Menschen und Situationen, immer wieder Klarheit und Unterscheidungsvermögen einzuladen und Kontakt mit dem Herzen zu machen, um Mitgefühl und Liebe zu erwecken.
Bis zum nächsten Mal!

Dennis Engel

Dennis Engel

Seit 2005 praktizierender und engagierte Buddhist. 2011 ausgebildet als Kommunikationstrainer. 2015 weitergebildet zum Meditationscoach. 2015-2016 Ausbildung zum Qi Gong Kursleiter absolviert. Durch meine langjährige Erfahrung als Trainer im Mobilfunkbereich, Teilnahme und auch Organisation von Ach...
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