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Es ist buchstäblich nie zu spät: Gestern noch habe ich den gleichen Fehler zum hundertsten Mal begangen. Ich habe ihn etwas gefragt, was ich aus Gründen des Respekts und der Diskretion nicht mehr fragen wollte.

Ich habe das Eis so spät noch gegessen, im Wissen, dass es mir nicht bekommen würde. Ich habe mich da still verhalten, wo ich meine Meinung sagen wollte, aus Achtung vor mir selbst und weil ich es um der Wahrheit willen richtig finde.

Mir ist seit Jahren klar, warum es so schwer ist, sogar kleine Dinge zu ändern. Wenn wir anerkennen würden, wie leicht es ist, nach den eigenen neuen Erkenntnissen und Möglichkeiten zu handeln, würden wir unser Leben infrage stellen. Infrage stellen müssen. Das macht Angst, bewirkt Unsicherheit, verursacht Scham, Reue ... vielleicht. Da wollen wir nicht durch. Nicht durch die kleinen Täler, erst recht nicht durch die großen. Wir waren unwissend, jetzt sind wir einen Schritt weiter, haben dazugelernt. Dieses Lernen will praktisch werden, damit wir uns als ganz und neu erfahren. Werden wir diesen Mut aufbringen?

dich


Genau dafür ist es so gut, eine Gemeinschaft von guten Freunden zu haben, die diese spezielle Art von Mutproben auch üben. Die erkannt haben, dass wir den Tod wählen, etwas Starres allemal, wenn wir aus unseren Einsichten keine Taten folgen lassen. Denken und Handeln aus Gewohnheit haben bei der buddhistischen Übung keinen Platz. Oder es ist keine buddhistische Übung, sondern dient dem guten Gewissen oder dazu, den Status quo so gemütlich wie möglich zu erhalten.

Beim regelmäßigen Meditieren, beim Zazen, kann ich nicht anders, als mich zu erfahren, meinen Geist, wie er tickt. Ich erlebe die Konsequenzen meines heilsamen oder unheilsamen Handelns an mir, an dem/anderen, an der Welt. Als Mensch, der an das inhärente Gutsein des Menschen glaubt, kann ich nicht anders, als alles für die Aktualisierung dieses Gutseins zu tun bzw. diesem zu dienen, denn oft geht es auch darum, weniger bis gar nichts zu tun und das Tun insgesamt zu überdenken. Vielleicht geht es vielmehr um das Sein als das Tun?

Ich möchte Mut machen zum Sein, zum Gutsein, zum Handeln aus Güte, aus Liebe. Jetzt gleich, nicht erst morgen. Das ist der Punkt. Verwöhne dich und die Welt mit deiner eigenen Süße statt mit dem Eis.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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