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„Weizenwurst und Erbsenburger“ - Viele Menschen essen dreimal so viel Fleisch, wie eigentlich gesund wäre.

Pflanzliches Essen auf dem Speiseplan hat nicht nur positive Auswirkungen auf das eigene Leben, sondern auch auf die Umwelt. Gut wäre also eine Ernährung, die auf Obst, Gemüse und Getreide basiert. Noch besser wäre, zusätzlich auf regionale sowie saisonal verfügbare Produkte zu achten.

Ich hatte das Glück und konnte meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen. Ich bin Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich. Wir haben 1998 als ehrenamtlich geführter Verein begonnen, heute haben wir 15 Angestellte und etwa 3.000 Mitglieder. Wir wollen zeigen, dass eine gesunde und umweltfreundliche Ernährung, eben die vegane Ernährungsweise, auch schmackhaft sein kann. Es geht uns nicht darum, mit dem moralischen Zeigefinger zu drohen: Alle Menschen wissen, dass Tierfabriken grausam sind. Viele kaufen aber trotzdem die Produkte. Wir wollen positive Alternativen aufzeigen, die Spaß machen, gesund sind und Probleme wie Umweltverschmutzung, Abholzung der Regenwälder und Tierquälerei beenden.

Aufgewachsen bin ich in einer typisch österreichischen Familie. Ich habe 18 Jahre viel Fleisch gegessen. Seit 15 Jahren lebe ich aber vegan. Wenn ich einmal Lust auf Fleisch bekomme, denn den deftigen, salzigen Geschmack vermisse ich schon manchmal, brate ich mir eine Weizenwurst oder einen Erbsenburger. Ein veganer Burger-Patty aus heimischen Erbsen und ohne Zusatzstoffe ist eine echte Alternative zu Fleisch. Die Ökobilanz ist ungefähr zehnmal so gut wie die von Fleisch, die Tiere werden ja mit Sojabohnen aus dem Regenwald gefüttert.

Fleisch


Warum ich vegan geworden bin? In meiner Jugend hatte ich zwei Schlüsselerlebnisse. Eines war auf einem Bauernhof, als ich zusah, wie ein Hund und ein Ferkel miteinander spielten. Irgendwann hat der Bauer das Ferkel geschlachten. Die Ähnlichkeit der zwei Tiere hat mich beeindruckt. Es ist eine Frage der kulturellen Prägung, welche Tiere auf dem Teller landen.

Einige Zeit später bin ich ehrenamtlich für Tierschutzvereine aktiv geworden. Ich habe Fotos in Stallungen und Tierfabriken gemacht. Diese Bilder haben mich auch nicht mehr losgelassen. Es gibt einfach eine große Diskrepanz zwischen der Werbung und der Wirklichkeit, wenn es um die Art und Weise geht, wie Lebensmittel produziert werden. Die Aktivitäten der Veganen Gesellschaft sind vielfältig. Wir beraten Firmen, wie sie ihre Produkte auf den Markt bringen können. Wir halten Vorträge, veranstalten Kochkurse, Messen und Sommerfeste. Das Interesse an der veganen Lebensweise ist groß.

Es ist bekannt, dass es in unserer Gesellschaft ein massives Problem durch schlechte Ernährung gibt. Die Menschen werden sogar krank. Aber gerade die ungesunden Sachen wie Fleisch und Milchprodukte werden massiv gefördert und steuerlich begünstigt. Menschen, die pflanzliche Alternativen kaufen, zahlen derzeit mehr Steuern auf ihre Produkte. Kuhmilch etwa unterliegt einem Mehrwertsteuersatz von zehn Prozent und pflanzliche Milchalternativen, auch wenn sie regional sind, haben einen Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent, da sie als Getränk gelten. Bei den Agrarsubventionen schaut es ähnlich aus: 65 Prozent der Subventionen in Österreich fließen in die Produktion von tierischen Lebensmitteln, nur 15 Prozent in die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln.

In den letzten Jahren hat aber ein Umdenken in der Bevölkerung stattgefunden. Inzwischen leben 80.000 Menschen in Österreich vegan und 800.000 vegetarisch. Über vier Millionen Menschen wollen in Zukunft weniger Fleisch essen. Das stimmt mich sehr optimistisch. Wir sind auf einem guten Weg.

Felix Hnat, geboren 1982, ist Umweltökonom und Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich.
 
Foto © Apollonia Bitzan
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