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Mich erstaunt immer wieder zu sehen, wie freies, expressives Schreiben uns helfen kann, in einer geschützten Atmosphäre, einem echten Gedeihraum, die lange verborgenen Stimmen laut werden zu lassen.

Es ist ja so wichtig, „rechte Rede“ zu erforschen und zu ergründen, was genau sie zu dem „richtigen“, geschickten Kommunikationsmittel macht! Manche Anleitungen kommen mir verkürzt vor, sie beziehen nicht ein, was wir aus der westlichen psychologischen Wissenschaft wissen – oder wusste Buddha es vielleicht doch und legte deshalb so viel Wert darauf?

Ich kann immer wieder in mehrtägigen Schreibkursen beobachten, wie sich die verinnerlichten Urteile, die wir als Kinder und Jugendliche empfangen haben, zu Glaubenssätzen formen, denen wir unbewusst gehorchen. Zu gehorchen war ja auch für lange Zeit eine Tugend in den Familien, und je mehr militärischer Drill hinzukam, nicht selten auch religiöser, desto strenger war der innere Rahmen unserer Konditionierung. Wurden wir mit Worten oder Taten als Nichtsnutze angesehen, wurden wir übersehen, überhört, wurden unsere Fragen, Bedürfnisse ignoriert, wurden unsere Freuden und Erfolge nicht gefeiert, blieben unsere Niederlagen ungetröstet, tat sich oft eine innere Wüste auf, wo die lebendigen Stimmen unseres Selbstausdrucks vielleicht nicht völlig verstummten, aber doch karg wurden, einseitig. Zu vieles in uns blieb unerwidert, unbeantwortet, nicht freudig gespiegelt. Dabei hätten wir das so sehr gebraucht, um uns willkommen im Leben, in der Familie, auf dem Planeten zu fühlen. Glücklicherweise verschwinden diese Seiten von uns nicht vollständig, sie können sehr versteckt sein; trotzig und ärgerlich wie Straßenkinder, führen sie vielleicht ein Eigenleben, das uns fast ganz unbewusst ist, vielleicht eine Schattenseite von uns enthüllend, für die wir uns schon immer schämten und die wir irgendwie nicht in den Griff bekamen.

Rechte
Um uns GANZ zu fühlen, ist es notwendig, dass wir doch die meisten dieser Anteile von uns kennen, schätzen und ihnen Raum geben können, am „Inneren runden Tisch“ unserer Seele. Wenn es um wesentliche Entscheidungen geht, rufen wir vielleicht eine Freundin nach der anderen an und hören deren Meinung zum Problem. Dabei wäre es das Beste, nach innen zu lauschen, oder zumindest gleich gut, und auch den schwierigen Zeitgenossen, solange sie sich benehmen können, eine Stimme zu geben. Wertschätzendes Benehmen sollten wir voraussetzen und einfordern: bei realen Besuchern, die wir über unsere Schwelle lassen, und bei denen im Untergrund.

Wenn wir an diesem Punkt angelangt sind, ist das schon ein deutliches Zeichen von Heilung: Wir haben die Stimmen unserer Eltern und Elternfiguren genügend betrachtet und uns mit ihnen auseinandergesetzt. Von manchen haben wir uns vielleicht sogar verabschiedet. Wir vertreten deutlich unsere Werte und bleiben standhaft. Der Ton der Unterredung wird nicht (mehr) von jemand anders angegeben, sondern von uns selber – zumindest, wenn es um unsere Angelegenheiten geht.

Wir sind imstande, ohne zu stocken vom „Strom des Bewusstseins“ Zeugnis abzulegen, weil wir ihn nicht (mehr) fürchten. Wir sind frei und sprechen angemessen laut in eigener Angelegenheit. Wir wissen, wie extrem wichtig es ist, konstruktiv, aber auch authentisch und ehrlich mit unseren und fremden Kindern und Jugendlichen zu sprechen und mit allen Menschen. Und Wesen. Gewalt beginnt beim Denken, vor allem beim unbewussten Denken, das sich sogar schon Babys mitteilt. Je mehr wir also wissen, was in uns los ist, an inneren Kämpfen und Konflikten, desto eher sind wir zur Friedensstiftung nach innen und dann nach außen in der Lage.

Rechte Rede ist ein so weites Feld und kann auf verschiedene Weisen geübt werden. Am meisten vielleicht durch Irrtum und Wiederaufstehen, durch Verzeihen und die Verzeihung annehmen, durch gelebte offene Interaktion und ehrliches Interesse an Feedback, am Gegenüber. Viele von uns haben definitiv zu viel geschluckt, was eigentlich unverdaulich war. Ich möchte Ihnen behilflich sein, dieses Knäuel zu entwirren und gegebenenfalls wieder auszuspucken. Schreiben ist ein machtvoller Weg, dieses Entwirren unaufhörlich zu betreiben.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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