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Kämpfen oder umarmen - Ich bin immer wieder so erstaunt, wenn ich sehe, welchen unterschiedlichen geistigen „Hintergründen“ Buddhisten und Buddhistinnen anhängen, obwohl sie wahrscheinlich mehr gemeinsam haben als viele andere Menschen.

Wie komplex sind wir doch, und obwohl ständig unsere Verbundenheit betont wird, die ich unbestreitbar finde, so ist es dennoch meines Erachtens wichtig zu erfassen, in welchem geistigen Rahmen ich mich oder mein Lehrer, meine Lehrerin bewegen.
Was ich zum Ausdruck bringen will, habe ich wahrscheinlich schon öfter gesagt oder geschrieben, vielleicht sogar hier: In der „Ursache & Wirkung“. Daran möge der Leser erkennen, wir wichtig mir diese Auseinandersetzung ist. Auch ein gutes Wort: Auseinander-Setzung. Ja, sie erfordert Zeit, Energie, innere Arbeit. Ich erinnere mich an die Jahre, in denen viele Artikel und Bücher zum Thema Heilung erschienen waren. Wie zum Beispiel Krebs überwunden und bekämpft werden muss. In der Zeit vor 20-25 Jahren kamen noch viele Metaphern aus dem Bereich des Krieges: Die Kranke war die Kriegerin, welche die zerstörerischen Zellen bekämpfte. Mehr oder minder wurde eine kämpferische Haltung bis zum letzten Tag empfohlen. Man gab nicht auf, nicht klein bei, man erzog sich selber zum Siegen. So auch in manchen Weisheitsgeschichten, Meditationshallen, Vorträgen: Obwohl Gewaltfreiheit das Höchste zu sein scheint und man darüber spricht, der „Mensch ohne Rang und Namen“ zu sein, werden die „Untergebenen“ nicht angehört, die Volksmeinung wird als uninteressant angesehen, man bekämpft das Ego oder was man dafür hält, Fleischeslust und diejenigen, die diese auslösen, die Frauen, sowie Schmerzen, seelische und körperliche, und eilt schnellen Schrittes zu den angesetzten Terminen. Dies scheint mit wahrlich keine zu erstrebende spirituell und ethisch anspruchsvolle Haltung zu sein. Ich möchte dem Vorgesagten entgegen setzen, dass ich auch das Gegenteil und manche Zwischentöne erlebt habe: Verständigungs- und Versöhnungsbereitschaft, Kritikfähigkeit, Konfliktkultur, Liebe.

Kämpfen oder umarmenAnspruchsvoll und elegant finde ich, wenn wir uns auch bei unserer Arbeit an uns selber, also auch bei Schmerzen, chronischen Krankheiten auf den Weg der Sanftheit und Wertschätzung besinnen, um überhaupt Eins sein und wieder werden zu können. Was ist Krankheit denn Anderes, als Entfremdung, Aufspaltung, aufgezwungener Rückzug! Ich finde es wichtig, dass wir keine neuen Dualitäten erschaffen, beim Nach-innen-Schauen, sondern mit freundlich-aufgeschlossenem Blick, so viel Mut dieser Blick vielleicht auch kostet, und alles, was wir sehen, wahrnehmen, zunächst einmal freundlich begrüßen. Das ist schwer und erfordert Übung. Daher sitzen, meditieren, praktizieren wir. Wir schließen nichts aus, sondern praktizieren Furchtlosigkeit nach innen. Aber unbewaffnet und mit offenem Visier. Hallo Schmerz, hallo unangenehme Emotion, hallo schwer akzeptierbarer Gedanke. Liebevolle Aufmerksamkeit ist die Parole!
Mit Klient*innen schreibe ich oft und lasse schreiben, an das Symptom. Das Symptom antworten lassen. Machen Sie es nicht mit anderen, solange sie es nicht selbst an sich selber geübt haben, und Übung heißt: mehr als einmal oder zehnmal. Wenn Sie einen Weg beschreiten, merken Sie es. Wie Sie auch merken, wann sie die Übung eventuell einflechten können in Ihren Beruf. Einen Brief an die Krebszellen kann man beispielsweise schreiben. Doch das sagt sich so leicht, es braucht eine Einbettung, ein Vor- und Nachsorge, damit die Übung wirksam wird.
Einen guten Brief an einen Feind, wie schreibt man den? Indem man ihn respektiert, sonst wirft der „Feind“ ihn sowieso gleich weg. Da wären wir dann fast beim „Umarmen“ angelangt. Vielleicht – ist das Gedankenspiel erlaubt? -, wenn die Krebszellen oder Viren oder was auch immer, genügend Liebe in sich hätten, könnten sie das Schlachtfeld verlassen? Einen Versuch – oder mehrere – ist es wert, oder? Den Eindringlingen zuzuhören, ihnen zu Essen und zu Trinken zu geben und sie zu verabschieden. Ich erwarte nicht, dass durch diese Suggestion jetzt eine Massenheilung einsetzt.
Aber ich hoffe, eine wenig Licht in Dunkel gesetzt zu haben. Und ein paarmal durfte ich erleben und hören, wie ein langjähriger Schmerz sich aufgelöst hatte, auch und immer wieder, bei mir selber.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
Kommentare  
# Lilly Hofer 2019-11-26 12:17
:D
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