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Je nachdem, ob wir Dinge schnell oder langsam machen, werden in uns zwei unterschiedliche Nervensysteme aktiv. Warum wir uns nicht mehr spüren.

Wenn ich Dinge schnell mache, wird das sympathische Nervensystem aktiviert. Ich bin dann effizient, rational, schnell, getrieben und immer auch zu einem Maß angespannt. Das alles ist praktisch und gut, um viele Aufgaben des Alltags zu bewältigen, aber es hat auch seine Nachteile.
Dadurch, dass ich schnell bin, trete ich mit dem, was ich mache, kaum in Beziehung.
Dieser Modus bringt mit sich, dass ich mich selbst und andere weniger spüre.
Mache ich Dinge langsam und in Ruhe, wird das parasympathische Nervensystem aktiviert. Dieses Nervensystem ist mit Entspannung assoziiert, mit innerer Ruhe und Zufriedenheit.
Wenn das parasympathische Nervensystem aktiv ist, kann ich mich und andere nicht nur wahrnehmen, sondern auch spüren. Ich gehe mit mir selbst und mit dem, was ich tue, auch tatsächlich in Beziehung. So werde ich in diesem Modus wesentlich empathischer. Ich kann mich in andere einfühlen. Kreativität und Intuition werden freigesetzt, denn es wird still genug, dass ich auch das hören kann, was in mir ist.
Beide Nervensysteme sind gut und haben wichtige Eigenschaften, die wir zum Leben brauchen. Aktivität und Ruhe sind beide wichtig. Wie immer in der Achtsamkeit ist es eine Frage des Gleichgewichts, die darüber entscheidet, wie wir uns in unserem Leben fühlen.
Bin ich zu sehr im sympathischen Nervensystem, spüre ich mich nicht mehr, bin gehetzt und angespannt.
Bin ich nur entspannt, ist es schwer, die alltäglichen Dinge zu erledigen.
Meist sind wir in unserer Kultur den Tag über im Außen, im Tun, gehetzt und schnell. Wichtig ist es daher, dann auch wieder umschalten zu können.

Warum wir uns nicht mehr spüren

Was braucht es zum Spüren?
Unsere Wahrnehmungssysteme sind einerseits unglaublich schnell. Jeder, der diesen Beitrag liest, kann das selber ausprobieren, indem er sich einfach im Raum umschaut.
Es dauert nur einen Bruchteil einer Sekunde, und wir erkennen, was wir sehen. Unser emotionales Gehirn kann auch in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, ob von dem, was ich sehe, Gefahr ausgeht – oder ob ich sicher bin.
Doch in dieser Geschwindigkeit habe ich noch nichts gespürt.
Interessanterweise dauert es eine Zeit, bis ich das, was ich sehe, auch spüren kann. Auch das kann jeder beim Lesen des Beitrags gleich selber ausprobieren. Es dauert zwei, drei Sekunden, bis ich das, was ich sehe, wirklich spüre.
Je länger ich in voller Präsenz hinschaue oder mit geschlossenen Augen hinhöre, desto mehr spüre ich davon. Durch das absichtslose Verweilen entstehen Beziehung und Resonanz mit dem Gegenüber.
Und dieses Spüren, das erst in der Langsamkeit entsteht, ist ganz zentral, wenn es um Beziehung geht. 

Zeit für Langsamkeit
Sich neben dem täglichen Stress Zeit für Langsamkeit zu nehmen, ist ganz essenziell, damit ein inneres Gleichgewicht erhalten bleibt.
Wenn ich permanent schnell, effizient und rational bin, wird es immer schwieriger, Ruhe und Langsamkeit auszuhalten. Es wird immer schwieriger, etwas zu spüren und in Beziehung zu gehen. Mit sich selber, mit anderen und auch mit Beschäftigungen, die ruhig sind und entspannen.
Die äußere Hektik wird dann zur inneren Hektik, die uns nicht mehr verlässt. Die Reize müssen dann immer stärker werden, damit wir noch etwas spüren.
Das parasympathische Nervensystem aktiviert den Erholungsnerv. Körper und Geist können sich regenerieren und ordnen. Das ist eine wichtige Ressource, damit ich für das Tun wieder Energie habe. Kann ich mich mit dieser Ressource nicht verbinden, erschöpfe ich mich.
Schaffe ich aber einen Ausgleich zwischen dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem, komme ich mit mir selbst und anderen und mit meinen Tätigkeiten optimal in Beziehung.

Übung
Die Übung ist also, bewusst langsam zu werden. Besonders zu den Zeiten des Tages, in denen die äußeren Anforderungen weniger werden. Sich selbst und das, was um mich ist, bewusst wahrzunehmen. Zu spüren und in Beziehung zu gehen.
Alles, was zu tun ist, für eine Zeit des Tages bewusst ruhen zu lassen. Und sich selber bewusst Ruhe zu gönnen.
Je schwerer das fällt, desto notwendiger ist es, für sich diese Zeit zu finden. Zeit, in der einfach mal nichts ist, außer einfach nur zu sein. Und mal nichts zu tun.
Langsam werden und zu sich finden. Das ist die Batterie, an der wir täglich unsere Energie wieder aufladen können und durch die wir wieder ins Spüren und in Beziehung kommen.

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Dirk Meints

Dirk Meints

Wie funktioniert die Psyche des Menschen? Warum sind wir wie wir sind? Wie ist Veränderung möglich? Das sind meine ganz persönlichen Lebensfragen, denen ich schon immer auf der Spur bin. Heute arbeite ich als Achtsamkeitslehrer und Psychologischer Berater in Wien. Für die Klärung mein...
Kommentare  
# Sylvie Burbenker 2019-11-15 14:12
Lieber Dirk Meints...dass ist ein für mein Verständnis sehr klug durchdachter wichtiger Artikel. Und auch noch leicht verständlich geschrieben...
Chapeau und herzlichen Gruß aus Hamburg
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