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„Hoffen bedeutet, nichts machen. Man kann hoffen, oder man kann tun.“ Das las ich am Wochenende in einer Zeitung. Und obwohl noch eine ganze Seite zu diesem Inhalt geschrieben stand, blieb nur diese Aussage bei mir hängen.


Vor einiger Zeit hatte ich mir ja ob einer völligen geistigen Überlastung eine Informationsdiät verordnet. Nicht, dass ich vorher ein News-Junkie gewesen wäre – über die negativen Auswirkungen von negativen Nachrichten (selten sind es andere) war ich mir schon seit Langem klar und hatte deshalb das regelmäßige Nachrichtenschauen und -lesen fast vollständig eingestellt. Doch angeregt durch ein Buch, habe ich mich inzwischen auf das ausschließliche Lesen von Wochenzeitungen und Büchern verlegt. Dieses Buch hat ebenfalls empfohlen, nur noch solche Inhalte dem Geist zuzuführen, die die Kompetenz stärken.
Jetzt bin ich ja ziemlich leidenschaftlich, was mein berufliches Tun angeht – ob es nun Schreiben oder Lehren ist. Doch mich nur darüber informieren? Das kommt und kam mir einigermaßen einseitig vor. Also machte ich eine kleine Mindmap mit fünf Themen, die mich privat mehr als alles andere interessieren. Und siehe da, meinem Kopf geht es etwas besser, seit ich mich darauf fokussiere. Kann ich also nur allen empfehlen, die manchmal auch nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht.
Also las ich innerhalb dieses definierten Spektrums am Wochenende ein Interview mit einer Frau, die sich sehr für Menschenrechte engagiert, deshalb keinen festen Wohnsitz hat und auch sonst einigermaßen unkonventionell lebt. Vieles fand ich interessant, mit einigem konnte ich mich nicht identifizieren. Doch vor allem über eines musste ich nachdenken, eben über ihre Meinung über die Hoffnung. Ich erinnerte mich an eine Phase meines Lebens, in der ich vorrangig gehofft hatte, weil mir alles andere entglitten war. Doch als ich dann las, dass Hoffnung nur dann berechtigt sei, wenn es auch eine Minimalwahrscheinlichkeit an Umsetzungsmöglichkeit gebe, ist ein riesiger Brocken davon abgebrochen. Diese Minimalvariante sah ich damals überhaupt nicht. Und hörte auf zu hoffen.

Hoffnung
Was sich dann aber herausstellte, war: Es passierten die Dinge, die ich mir erhofft hatte, trotzdem. Das Interessante an dieser Entwicklung war, dass ich zwar nichts in der Sache tun konnte, dafür auf einer anderen Ebene. Nämlich dort, wo es darum ging, das Feld zu bestellen für Wahrscheinlichkeiten. Denn seien wir ehrlich: Wenn wir im Herbst Zwiebeln legen oder im Frühling Blumen aussäen, wissen wir auch nicht genau, ob sie jemals das Sonnenlicht erblicken werden. Doch die Wahrscheinlichkeit steigt, wenn wir das in guter Erde tun.
Als diese Frau nun davon sprach, dass Hoffnung gleichzusetzen sei mit Passivität, war ich absolut anderer Meinung und bin es immer noch. Vielmehr sehe ich im Hoffen eine sehr aktive Angelegenheit. Denn zum einen kann das Herumackern sehr wohl in Arbeit ausarten, wie ich an den Hochbeeten immer wieder bemerke. Und zum anderen ist es auch in unserer überkontrollierten Zeit durchaus ein Aufwand, genau diese Kontrolle aktiv abzugeben. Ich war ja auch immer ein Mensch, der am liebsten alles kontrollieren wollte, schließlich heißt es ja stets so leistungsorientiert: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Alternativ ist auch „Wie man sich bettet, so liegt man“ sehr beliebt. Doch ich habe irgendwann begriffen, dass wir eben nicht bis zum letzten Punkt planen können. Weil es manchmal eben doch anders kommt. Weil es eben anders für uns vorgesehen ist, als wir es uns manchmal wünschen. Und wir genau das aus den Augen verlieren, wenn wir uns der mehr oder minder ausgeprägten Kontrollsucht hingeben.
Und wenn diese Frau sagt, dass Hoffen Nichtstun bedeutet, gebe ich ihr doch insofern recht, dass wir an einen Punkt gelangen, wo wir tatsächlich nichts tun – müssen. Wo wir uns zurücklehnen und zuschauen dürfen, was mit unserer Saat passiert. Für mich ist das eines der letzten Mysterien unserer Zeit, das wir bitte, bitte als solches genießen sollten. Die Liebe ist auch so eines – aber das ist ein anderes Thema.

Weitere Beiträge von Claudia Dabringer finden Sie hier.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Ellen Platz 2019-09-27 10:09
Um welches Interview handelt es sich hierbei denn?
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# magclaudiadabringer 2019-12-18 14:26
liebe ellen, leider habe ich es nicht mehr gefunden, da ich es gleich nach dem lesen entsorgt habe - online war ich leider erfolglos, tut mir leid!
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