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Normalerweise bin ich durchaus der Meinung, dass man seine Ziele mit einer gewissen Hartnäckigkeit verfolgen sollte. Doch ab einem gewissen Punkt dreht sich diese Zielstrebigkeit in Zeitverschwendung.

Aufmerksame LeserInnen meiner Beiträge werden vielleicht schon gemerkt haben, dass ich seit einigen Jahren nach Weihnachten die Flucht gen Süden ergreife. Weil ich Wärme brauche, aber auch Distanz zum Alltag und natürlich Tapetenwechsel. Und genau diese Punkte lassen mich bereits ab dem Spätfrühling durch diverse Flug- und Hotelportale surfen, um diese Reise zu einem möglichst annehmbaren Reise zu bekommen.

Also habe ich mit meiner Recherche begonnen, denn die Erinnerung an kalte Temperaturen steckt mir noch in die Knochen – der heiße April, den wir letztes Jahr hatten, machte ja heuer Pause. Und ich muss gleich vorausschicken, dass ich es liebe, Reisen zu planen. Denn die Aussicht auf Meer, eine andere Mentalität und Begegnungen mit Menschen versetzen mich normalerweise immer in einen inneren Höhenflug.

Meine Reiseziele waren wirklich bunt gemischt: Südafrika, Tansania (ja, ich war soweit, es wieder einmal zu versuchen), Oman, Sri Lanka, sogar an die Malediven und Seychellen hatte ich gedacht. Die zweite Wahl wäre Marokko oder Macao gewesen. Man kann also nicht sagen, dass ich mich auf ein einzelnes Reisezeit kapriziert hätte. Ich begann meine Recherche mit Tansania und stellte fest, dass die Flüge dorthin weit über dem Budget liegen, das ich mir vorgestellt und auch gewohnt war. Deshalb schaute ich mir etwaige Unterkünfte erst gar nicht an. Die zweite Option war Südafrika, das ich dieses Mal von Osten nach Westen erkunden wollte. Die Flüge waren im Bereich des Möglichen, die Unterkünfte waren es nicht. So ging es mir auch im Oman – und das, obwohl ich dort in einem Hotel vermutlich relativ günstig untergekommen wäre. Doch in einen Ort, der sehr nahe am Jemen liegt, fahre nicht einmal ich.

Zeitverschwendung

Ähnliche Erfahrungen machte ich mit den restlichen Reisezielen. Und irgendwann einmal um 2 Uhr nachts dachte ich mir: „Dann soll es eben nicht sein.“ Ich gebe zu, es schwang ein trotziger Unterton in meiner inneren Stimme, denn ich fühlte mich ein bisschen ungewollt. Irrational, ich weiß. Doch dann setzte ich mich an meinen Teich und ließ mich vom lauen Nachtwind bürsten. Es dauerte nicht lange, bis ich akzeptierte, dass ich in all den Stunden, die ich bezüglich Reiseplanung vor meinem Laptop verbracht hatte, meine Zeit verschwendet hatte. Und das aus dem simplen Grund, weil ich gerade in diesem Bereich den Wandel nicht akzeptieren wollte.

Ich ging auch zurück zu den eigentlichen Wurzeln meines Silvesteraufbruchs, die darin lagen, dass dieser Tag eine unliebsame Erinnerung in mir getriggert hatte. Und der ich in einer fremden Umgebung besser ausweichen konnte als zuhause. Doch als ich so vor mich hin saß, stellte ich fest, dass mir diese Erinnerung nichts mehr ausmachte. Und dass es offensichtlich – nach heutigem Stand der Dinge – so sein soll, dass ich den Jahreswechsel zuhause verbringen werden. Die Tatsache, dass ich mich daheim derzeit so wohl wie nie fühle, unterstützt diese Entscheidung und lässt mich aufatmen. Denn das lange Recherchieren hatte doch einen gewissen Druck aufgebaut, der mir jetzt von den Schultern gefallen ist. Und wie heißt es so schön: „Wenn man loslässt, hat man beide Hände frei.“ In meinem Fall war das die Tastatur, die ich zwar aufgrund meines Berufes nicht ganz lassen kann. Nichtsdestotrotz kann ich privat Abstand davon nehmen, und das gedenke ich um den Jahreswechsel herum auch zu tun. Auf den weiteren Wandel zu warten, ist schließlich an jedem Punkt dieser Welt spannend.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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