Zu guter Letzt bleibt uns immer noch, um Verzeihung zu bitten. Für mich selber ist es ein Zauberwort, jedoch mit anderen machte ich ganz gegensätzliche Erfahrungen. Zu guter Letzt Verzeihung.
In dem einen Fall, der mich unendlich viele Tränen gekostet hatte - eine für mich sehr wichtige Person hatte den Kontakt zu mir abgebrochen -, löste sich nach Jahren (!) der Knoten, und die Person willigte ein, mich zu treffen. Ich erinnere mich gar nicht mehr, wie diese erste Wiederbegegnung war. Wahrscheinlich war ich völlig verkrampft und ängstlich. Damals dachte ich noch, ich hätte durch ein falsches Wort diese aus meiner Sicht brutale Massnahme bewirkt. Heute glaube ich das nicht mehr. Ich habe an dieser, mehr noch an anderen leidvollen Miss-Kommunikationen gelernt, dass ich lediglich für mein eigenes Karma verantwortlich bin, d.h. das, was ich an Samen gesät und gewässert habe, oder auch nicht. Mit allen Zwischentönen. Sehr schmerzhaft traf mich die Erkenntnis, dass Menschen, auch geliebte, mangelhafter sind, als mir lieb wäre. Ich war nicht schuld an dem Kontaktabbruch, ich oder etwas gab den Anlass, mehr nicht. Vielleicht löste ich etwas aus, was ich gar nicht intendierte, stand für jemand Anders, war in dem Moment willkommen, um eine aggressive Loslösung zu beginnen. Ohne Aussprache. Telefonanrufe hatten keinen Zweck. Ich ging irgendwann dazu über, erst Karten, dannBriefe zu schreiben, Blumen zu schicken und übte, damals noch unbewusst, keine Erwartungen mehr an mein Geben zu knüpfen. Ich bat um Verzeihung für alles, was mir nur einfiel, was diese Person verletzt haben könnte. Rührte ich ihr Herz? Warf sie alles ungelesen weg? Wollte, musste sie hart bleiben? Diese Jahren waren nicht die schlimmsten, aber sie gehören zu den schlimmsten meines Erwachsenenlebens der zweiten Lebenshälfte. Wir sind gute Freundinnen geworden. Was damals war, wurde kaum mehr erörtert. Heute erst würde ich mich trauen nachzufragen. Was war los gewesen? Menschen leiden. In dem anderen Fall nützte jedes um Verzeihung bitten gar nichts. Ich hatte den Eindruck, die Person, die ich durch meine Grenzziehung verletzt hatte, wollte den Eindruck, den sie von mir hatte, nicht verändern. Durch tieferes Verstehen, Einfühlung bekommen und geben...keine Chance, auch nach Jahren nicht. Ich nahm keine auch noch so minimale Bereitschaft wahr, die Sichtweise etwas zu verändern, sich kritisch zu reflektieren, einzuräumen, etwas zu der schwierigen Dynamik beigetragen zu haben. Mit solchen Menschen habe ich grösste Schwierigkeiten. Ich kann ihnen vergeben, wie sie damals reagierten: verletzt, abweisend, kalt. Schwer finde ich es nachzuvollziehen, dass so ein inneres Bild auch noch nach vielen Jahren wie festgefroren bleibt. An der Stelle steige ich dann irgendwann aus, resigniert. Ich vergab mir selber und verliess die innere Beziehung. Es fühlt sich heute gut an, Kontakt wünsche ich nicht mehr. Die erste Person sagte, ohne mein beharrliches Dranbleiben wären wir nicht wieder zusammen gekommen. Die zweite sagte, ich sei ihr zu anstrengend, sie habe an weiteren Treffen kein Interesse. Ich lerne immer weiter. Bei dem ersten Beispiel wurde mir Raum genommen, und ich konnte damals noch nicht selbstbewusst in Worte fassen, was mich bewegte: Ich hätte weniger Kontakt gebraucht und mir eine Entschuldigung, ein Eingeständnis eigener Grobheit gewünscht. Heute kann ich solche Themen ansprechen, offen, verbunden und rasch. Das verdanke ich beiden Frauen, beiden Erfahrungen. Menschen leiden und können Leiden in Weisheit verwandeln.
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am besten wäre es, wenn man immer in betracht zieht, dass man nicht weiß wie lange man noch auf dieser erde weilt.
die illusion zeit zu haben.
wenn man wüsste, dass man vielleicht morgen schon nicht mehr sein könnte, was bringt es dann groll zu hegen?
genauso, was bringt es einem an dem groll festzuhalten?
ist man dann glücklicher?