Ich komme mir derzeit etwas retardiert vor. Während andere die Adventzeit genutzt haben, um sich zurück zu ziehen, ist das Bedürfnis bei mir erst jetzt entstanden. Da habe ich wohl von etwas die Nase voll.
Letzte Woche finde es an mit dem Zustand, der es mir vollkommen unmöglich machte, durch beide Nasenlöcher gleichzeitig zu atmen. Gleichzeitig kam ich mit dem Schnäuzen nicht mehr nach, was besonders unangenehm ist, wenn man Kindern gerade die Termrechnung erklären soll. Einerseits will man sie nicht anstecken, andererseits nicht abstoßen. Da wird Multitasking auf eine ganz andere Ebene gehoben.
Natürlich habe ich mir überlegt, wo ich mir das eingefangen hatte. Vielleicht in meinem Berliner Chalet, in das ich eines Nachts leider zu spät eingelaufen war und deshalb kein warmes Wasser für meine Bettflasche finden konnte. Oder die Katze, die mich schon Tage vorher mit einer Putzigkeit angeniest hatte, dass ich vor Entzücken gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass sich davon etwas in mir einnisten könnte. Eine kurze Internetrecherche hat jedoch ergeben, dass eine Ansteckung nicht möglich ist, zumindest nicht von Katze auf Mensch. Umgekehrt schon. Das erinnert mich an meine Tollwutimpfung, die jedes Tier vor mir sicher macht. Doch egal.
Genauso wie die Ursache meiner Erkältung, die ab diesem Tag Chinaöl, Meersalzspray und Taschentücher zu meinem ständigen Begleiter machte. Und weil ich mich ja seit Jahren ayurvedisch ernähre, wurde auch die Nahrungsaufnahme umgestellt. Das wiederum bedeutete, dass ich mich sehr auf mich konzentrieren musste. Eine, wenn auch völlig unnütze Erkenntnis war: meine Nasenlöcher öffneten sich immer jeweils zehn Minuten vor der vollen Stunde. Allerdings nicht stündlich. Und wenn ich diesen Moment des Luftwechsels übersah, hatte ich nicht einmal die Zeit, das Stockwerk zu wechseln, um mir im Bad eine Nasendusche zu gönnen. Denn sobald ich ansetzte, war schon wieder dead end in meinen Nebenhöhlen.
Mein Ex meinte ja immer, dass ich völlig unleidlich werde, wenn mir nur das geringste an Gesundheit fehlt. Jetzt können Sie sich vorstellen, wie grantig ich war, wenn mir Luft fehlt. Ich ging zwar wie jeden Tag spazieren, doch das Lächeln fiel mir schwer. Weil ich ja mit atmen beschäftigt war. Auch soziale Kontakte wurden gecancelt, die normalerweise nur bei Tod oder Meteoriteneinschlag ausfallen. Na ja, meine Nase hat sich schon so angefühlt, als würde ein kleiner Meteorit in den Nasenlöchern stecken und sich nicht entscheiden konnte, sich aufzulösen. Wenn sie das jemals tun...
Mein medizinischer Vater sagt immer, dass man mit Medikament 14 Tage und ohne zwei Woche an einer Erkältung laboriert. Ich habe es dank meines Gesundheitsgesamtpakets innerhalb weniger Tage in den Griff bekommen, eine wieder einigermaßen ausgeglichene Luftzufuhr zu haben. Was allerdings geblieben ist: die Zurückgezogenheit. Erstaunlich, wie man innerhalb kurzer Zeit Gefallen an Hörbüchern, Gartenarbeit und sonstigen Alltäglichkeiten finden kann. Natürlich kommuniziere ich mit der Außenwelt, betrete diese auch noch ab und an, doch besser gefällt es mir aktuell zuhause. Ein bisschen beunruhigt bin ich ob der absoluten Unwilligkeit, zu verreisen. Aber mein Ex meint, dass das bestimmt nur eine Phase ist. Falls nicht, setze ich halt ein paar Blumenzwiebeln. Oder schaukle. Ja, schaukeln – herrlich!
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