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Ehrenamtliche Arbeit stiftet Zufriedenheit. Das ist jetzt nicht nur meine Meinung, sondern auch vielfach belegt. Und sie kann auch eigene (kleine) Glaubenssätze beseitigen.


Seit einigen Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich. Das wollte ich schon lange, war nur mit Mann, Kindern und sonstigem reichlich ausgelastet. Nachdem die Kids eigene Wege gehen und der Mann zum Ex wurde, hatte ich endlich Zeit. Zuerst gab ich Flüchtlingen Sprachunterricht, doch als die Unterkunft, wo die gemeinsame Zeit stattfand, geschlossen wurde, besann ich mich auf meine Liebe zu Kindern. Seitdem gehe ich einmal in der Woche in ein so genanntes Lerncafè. Dort treffen sich Schülerinnen und Schüler aus Volks- und Neuer Mittelschule, auch aus dem Gymnasium, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen, Referate vorzubereiten und eben zu lernen.
So lange war ich damit ja noch nicht aus der Übung, denn mit meinem Jüngsten habe ich bis vor vier Jahren und bis zur Reifeprüfung auch die diversesten Themen durchgeackert. Anfangs hatten sein Vater und ich eine Aufgabenteilung: Mathematik und Lateinvokabeln waren sein Ding, meines waren Deutsch, Englisch und was sonst noch anfiel. Das hatte einen guten Grund: Ich hatte ein sauberes Schultrauma. In der Unterstufe wollte ich ob der Sympathie des Lehrers und für den Lehrer noch Mathematik studieren. In der Oberstufe blieb ich dann nach einem „Fachkraftwechsel“ sitzen. Bei Latein war der Lehrer kein Grund zur Sorge, doch der Bezug zu den alten Römern fehlte mir einfach vollständig. Und es hätte mir damals auch keiner begreiflich machen können, dass Latein beim Lernen anderer Sprachen hilfreich wäre. Eine Parallele zu Englisch sah ich nicht, und von Italienisch, Spanisch und Französisch war ich damals buchstäblich meilenweit entfernt. Irgendwie schaffte ich es immer wieder positiv ins nächste Schuljahr, aber wie gesagt: Das war der Lehrernachsicht geschuldet und ganz bestimmt nicht meinem Können.

Ehrenamtliche Arbeit
Mit diesem Wissen hatte ich also die beiden Fächer abgeschoben. Doch irgendwann wollte mein Jüngster nur mehr mit mir lernen, und da kam dann die Stunde der Wahrheit. Und sie war gar nicht so bitter, wie ich sie mir ausgemalt hatte. Gerade in Latein war vieles von der Grammatik noch da, Vokabeln konnte ich ja nachschlagen. Und bei Mathe? Da half es schon oft, dass ich mir eine Formel herholte und einfach mitrechnete. Oder mein Jüngster übte sein Verständnis schon allein dadurch, dass er mir die Vorgänge erklärte.
Mit diesem Bewusstsein begann ich also, den Kindern aus meiner Nachbarschaft ebenso zur Seite zu stehen. Und siehe da, es klappt nach wie vor (fast) immer. Manche Ergebnisherleitungen sind mir zwar fremd, doch auch da kann ich mich an Formeln in Büchern entlang hanteln und so Gehirnjogging betreiben. Und langsam, aber sicher vergesse ich das Mantra, dass ich Mathematik nicht kann. Das meiste geht schon, und das, was nicht geht, brauche ich auch nicht zu wissen. Das habe ich den Kindern voraus, die sich durch mathematische Problemstellungen durchkämpfen müssen, deren Sinn sich mir einfach nicht erschließt. Doch das ist ein anderes Thema.
Eine Freundin von mir hielt es ähnlich. Mathematik gab sie an ihren Mann ab, weil sie sich einfach nicht damit beschäftigen wollte. Als sie dann ebenfalls in einem Lerncafè anheuerte, sagte sie gleich zu Beginn: „Mathe, nein danke!“ Was zwar zur Kenntnis genommen wurde, sich aber in der Praxis nicht durchhalten ließ. Und so geriet sie erst einmal außer Rand und Band, denn sie will immer alles gut machen und wird unrund, wenn sie dem nicht entsprechen kann. Doch gestern flutschte es plötzlich. „Nix da von wegen Niete in Mathe“ schrieb sie und ging enttraumatisiert nach Hause. Ehrenamtliche Arbeit leisten eben oft mehr als mancher Psychologe.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Manoman 2019-02-23 16:13
Ich bin selbst ehreamtlich tätig, und letztens haben wir eine Liste erstellt ( mit den Kleinen ) mit den Vor und Nachteilen als Jugendlicher mitzuhelfen. Ich glaube die meisten Sachen treffen auch auf Erwachsene zu :)

Vorteile:

-man lernt viele Leute (andere Jugendliche), gleichgesinnte kennen(neue Freunde
-macht sich auch in der Berwebung ganz gut
-Sinnvolle Freizeitbeschäftigung (nicht niur Internet, Computer, Konsole...)
-man ist (gut) aufgehoben... "gammelt nicht irgendwo rum"
-man kann viele Ehrfahrungen sammeln
-fördert Kooperation, Verantwortungsbewusstsein und Selbstbewusstsein
-macht großen Spaß
-Oft gibt es (kostenlose) seminare, durch die man seine kenntnisse erweitern kann, das kann auch später zB im Studium helfen, wenn man sowas in der Richtung machen will.
-Das Team kann zu einer "zweiten Familie" werden ...

Nachteile:

-Man hat weniger Zeit für Freunde... außer die sind mit von der Partie...
-wird nicht bezahlt
-zusätzlicher "Stress" oft aber auch im positiven
-Man muss schauen, dass anderes, wie z.B. Die Schule oder Freunde nicht zu kurz kommen
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# Manoman 2019-02-23 16:14
sorry für die Rechtschreibfehler, wurde im Eifer des Gefechts geschrieben und gesandt!
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# magclaudiadabringer 2019-03-20 15:37
hallo manoman, danke fuer die auflistung der vor- und nachteile, wobei die unterschiedliche laenge ja schon zeigt, dass vieles fuer eine ehrenamtliche taetigkeit spricht. ich hoffe, sie haben weiterhin freude damit und sind bezueglich rechtschreibfehler auch weiterhin sanft mit sich selbst. herzlichen gruss!
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