Manchmal wird man in der Magengrube getroffen, und zwar so unerwartet, dass einem wirklich schlecht wird. So ist es mir letzte Woche ergangen, und mir wird wirklich selten übel. Doch das hat sich ob einer Invasion von Frauensolidarität schnell gelegt.
Wie einige von Ihnen vielleicht wissen, habe ich meine FREITAG-Blogs inzwischen in zwei Büchern zusammen gefasst und veröffentlicht. Sie sind im Selbstverlag erschienen, weil die Texte mit den Kategorien der Verlage einfach nicht kompatibel sind und ich keine Zugeständnisse machen wollte. Denn sie passen weder in die Kategorie Biographie noch Sachbuch oder Ratgeber. Sie sind maximal eine Mischung aus verschiedenen Schubladen, doch das wird in den Verlagen nicht gerne gesehen. Deshalb Self-Publishing.
Insofern habe ich mich um das Marketing selbst zu kümmern und bin sehr froh, wenn Kollegen aus den verschiedenen Medien mich zu Interviews einladen. Letzte Woche erschien mein allererstes Print-Interview ever, und das ist schon etwas. Noch dazu war es überaus sympathisch geschrieben, und die ersten Rückmeldungen waren ebenso positiv. Ich hatte also allen Grund, dankbar zu sein. Gehe ich normalerweise schon mit einem Lächeln auf die Straße, war es an diesem Tag noch um ein paar Millimeter breiter. Glück sollte man ausstrahlen und teilen.
Doch dann tropfte ein dunkler Klecks auf meine weiße Stimmungsweste. Da ich gewöhnt bin, zu den (guten und weniger guten) Kommentaren meiner Leserinnen und Leser Stellung zu nehmen, habe ich während einer Busfahrt nachgeschaut, ob sich wieder jemand zu meinen Zeilen Gedanken gemacht hat. Und siehe da, unter dem Blog „Auf dem Prüfstand“ hatte jemand ziemlich viel abgeladen. Doch mit jedem Wort, das ich las, stellte ich mit zunehmender Übelkeit fest, dass die Zeilen weniger mit meinen Texten, sondern vielmehr mit dem Zeitungsartikel zu tun hatte. Ganz abgesehen, dass „Ursache\Wirkung“ und die Tageszeitung keinerlei Verknüpfungen haben, fand ich vieles an dieser Wortmeldung befremdend. Weil nicht mit meiner Realität übereinstimmend. Weil derartig unter der Gürtellinie, dass selbst mir die Worte fehlten.
Das letzte Jahr hat mich viele gelehrt, vor allem eines: die innere emotionale Klarheit abzuwarten. Denn mit mangelnder Impulskontrolle kann man mehr kaputt machen als heilen. Ich gebe offen zu, dass mein Kopf auf jede der Anschuldigung einen scharfen Kommentar ausgebrütet hat. Doch will ich noch mehr negatives Gedankengut in diese ohnehin schon angeschlagene Welt schicken? Auf keinen Fall. Also habe ich gewartet. Bis sich mein Pulsschlag beruhigt hat. Bis die Kommentarkanone in meinem Kopf ausgeraucht war. Bis sich der Sh..storm im Wasserglas gelegt hat.
Nach drei Stunden war ich soweit, Stellung zu nehmen und mich genau darauf zu beschränken, was es meiner Meinung nach war: ein riesengroßes Missverständnis. Alles, was mich aufgewühlt und auf den ersten Blick verletzt hatte, hatte gar nichts mit mir zu tun. Und das spiegelten mir auch die wunderbaren Kommentare von Frauen wieder, die für mich in die Presche gesprungen waren, während ich um eine Stellungsnahme gerungen hatte. Frauensolidarität war über weite Strecken meines Lebens eine Seltenheit, und umso glücklicher war ich am Ende dieses Tages. Es war die Belohnung dafür, dass ich meine ganz und gar nicht freundlichen Impulse kontrolliert, durchgeatmet und der Welt weitere Negativität erspart hatte. Gelassenheit ist etwas Wunderbares.