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Wow – schon der dritte Adventsonntag! Haben Sie eine Ahnung, wo dieses Jahr geblieben ist? Ich nicht. Deshalb versuche ich mich an einer Erinnerung.


Eines kann ich schon einmal sagen: Ich werde diese Zusammenfassung wohl in zwei Teilen anlegen müssen – eine für die Erkenntnisse, eine für die Menschen. Ob sich beides trennen lässt? Wahrscheinlich nicht immer, aber im Grunde hat ja die Begegnung mit einem Gegenüber immer auch eine abstrakte Bedeutung – insofern bin ich optimistisch, dass es gelingen kann.
Kürzlich habe ich auf Facebook gelesen, dass jede Minute Lachen das Leben um einen Tag verlängert. Meine Oma wurde 102, und ich wollte nie so alt werden. Wegen den Zipperlein. Wegen der Unselbständigkeit. Wegen des Gefühls, nicht mehr mitzukommen. Doch wenn ich mir die Stunden, ja Tage anschaue, die ich heuer gelacht habe, reicht das allemal bis 102. Ob ich mich darüber freuen soll, ist noch nicht sicher. Sicher ist allerdings, dass ich auf meine tägliche Portion Lachen auf gar keinen Fall verzichten möchte. Und wenn es dazu führen sollte, dass ich selbst mit 102 noch gackernd meinen Rollator zum Supermarkt schiebe, dann ist das eine Perspektive, mit der ich durchaus leben kann. In dem Alter wollen sie mich sicher nicht mehr in der Nervenheilanstalt.
Gestern abend bin ich in ein Winterwunderland heimgekehrt. Der Schnee hatte sich auf der Kiefer und der Trauerweide, den trockenen Blüten von Hortensien und Fetthenne festgeflockt und reflektierte das Licht der Straßenlaternen. Ich habe meine Rollläden offen gelassen, nur eine Kerze angezündet und war glücklich. Und immer, wenn ich glücklich bin, tanze ich. Manchmal auch, wenn ich traurig bin, aber das kommt bei weitem seltener vor. Auf jeden Fall: Ich habe viel getanzt in diesem Jahr. Weil mich Musik einfach wegträgt. Zu Menschen, zu Landschaften, zu Gefühlen, die mich stärken. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Ich tanze mir vieles von der Seele, was mich tagsüber zu überwältigen droht. Weil ich es nicht nachvollziehen kann und trotzdem versuche, zu verstehen. Die Gefahr, sich in Gedankenspiralen wiederzufinden, ist entsprechend groß. Und deshalb tanze ich diese Spiralen lieber. Denn mit jeder Drehung werde ich ein trauriges Ereignis los. Nicht dass ich viele traurige Ereignisse gehabt hätte in diesem Jahr – vielfach hält mich die Traurigkeit anderer gefangen. Ich möchte einfach, dass die Menschen in meinem Leben glücklich sind. Und manchmal ist alles, was ich dazu beitragen kann, eben tanzen.

AdventsonntagWas mich zu einem weiteren Punkt bringt. Ich habe ENDLICH gelernt, dass ich für das Glück dieser Welt nur bedingt verantwortlich bin. Mein innerer Modus ist zwar immer, Lösungen wie Kanonenkugeln abzufeuern, und es gibt durchaus Menschen, die das schätzen. Doch der Großteil kann mit meinen Ansätzen wenig anfangen. Was mich in der Vergangenheit immer wieder in eine emotionale Bredouille gebracht hat. Inzwischen habe ich aber begriffen, dass das Maximum, was ich Menschen oft schenken kann, Leichtigkeit ist. Das kann ich fast genauso gut wie Kanonenkugeln abfeuern. Und das Gute daran: Lächeln ist ansteckend, weshalb ich immer wieder an meinen Onkel denken muss. Er sagte einmal: „Man ist immer glücklicher, wenn man von Dir weggeht, als man gekommen ist.“
Zur Leichtigkeit gehört auch, etwas loszulassen. Ob das nun die Sorge um mangelnde Arbeit, mangelnde Zuneigung oder mangelnde Manieren ist – wurscht! Meist dreht einen das Bewusstsein eines Mangels nur noch weiter in die Opferrolle hinein. Ich habe gelernt, dass alles da ist, was wir brauchen. Wir müssen es nur sehen (wollen). „Luck is when you believe you're lucky“ singt Rod Stewart in seinem „Motown Song“ - alles eben eine Frage der Perspektive. Ich hätte einige Male Grund gehabt, mir über mangelnde Arbeit, mangelnde Zuneigung oder mangelnde Manieren Sorge zu machen. Kurzfristig ist das auch vorgekommen. Doch immer schneller habe ich begriffen, dass mangelnde Arbeit dazu führt, dass man Neues anstoßen kann. Dass man überall Menschen trifft, die einem ganz freiwillig ihre Zuneigung schenken. Dass mangelnde Manieren mit einem selbst gar nichts zu tun haben und es nur wichtig ist, dass man sich davon nicht ansteckend lässt.
Mein Satz des Jahres lautet deshalb: „Das hat mit mir nichts zu tun.“ Denn was ich auch gelernt habe, ist, dass Interpretationen und Bewertungen dann passieren, wenn wir Aussagen oder Vorkommnisse persönlich nehmen. Die Zeit, die ich mir seit dieses Lichtblicks erspare, packe ich lieber voll mit Lachen, Lieben und Leichtigkeit. Ist ansteckend, glauben Sie mir. Wen ich angesteckt habe oder von wem ich angesteckt wurde, wird im letzten Blogbeitrag dieses Jahres in der nächsten Woche verhandelt. Bis dahin – bleiben Sie leicht!

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Philipp P 2018-12-14 08:40
Was für ein guter Rückblick!
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# magclaudiadabringer 2018-12-14 14:18
herzlichen dank! moege der ihre auch gut sein *
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