Gekürzter und leicht veränderter Auszug aus einem offenen Brief Deutschsprachiger Buddhist*innen an die Deutsche Buddhistische Union (DBU). Der Brief kann im vollen Wortlaut unter DBUBrief@gmx.de angefragt und nachträglich unterschrieben werden.
Es gibt verstörende Berichte über sexualisierte, körperliche und verbale Gewalt durch Sogyal Lakar, den Begründer von Rigpa und ebensolche Berichte über Kontakte des buddhistischen Lehrers Ole Nydahl mit rechtspopulistischen Politikern, über islamfeindliche Aussagen und Empfehlungen zur Wahl der AfD.
Viele praktizierende Buddhist*innen im gesamten deutschsprachigen Raum sind über das Verhalten der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) erschrocken und empört. Sie vermissen eine klare und eindeutige Haltung der DBU-Führung gegen Rassismus, religiöse Intoleranz, sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch.
Diese Probleme sind der DBU seit langem bekannt.
Was tut die DBU gegen Islamfeindlichkeit, Feindbilder, religiöse Intoleranz?
Was tut die DBU für Betroffene von sexualisierter Gewalt, körperlicher und verbaler
Gewalt im Kontext buddhistischer Gruppen und Lehrbeziehungen?
Wie geht der Vorstand der DBU mit den Mitgliedsorganisationen um, in denen
unethische Rede und unethische Handlungen geschehen?
Wieso grenzt sich die DBU-Führung nicht ganz klar von Rassismus und Gewalt ab?
Warum drückt sich die DBU-Führung um die Klarstellung, dass Rassismus und
Gewalt mit dem Buddhismus nicht vereinbar sind?
Diese Haltung schadet den betroffenen Menschen, vielen Mitgliedern der DBU und dem Bild des Buddhismus in der Öffentlichkeit.
Zum Thema sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch:
Die Gremien des DBU – die stark männlich dominiert sind und dies anscheinend auch nicht in Frage stellen – sind die Vertretung aller Mitglieder und durch ihren Dachverbandscharakter verantwortlich für den Ruf des Buddhismus in Deutschland. Sie scheinen an anderen Meinungen nicht interessiert zu sein, denn auf Anfragen und Briefe verschiedener Mitglieder wurde nicht reagiert. Die Perspektive der Geschädigten kommt nirgendwo vor.
Das grundlegende Gebot im Buddhismus ist Leiden zu verringern. Dazu gehört die Benennung von Gewalt als Gewalt und von Tätern als Täter sowie die Unterstützung der Geschädigten als ein notwendiger Ausdruck von Klarheit und Mitgefühl. Das Nicht-Eingreifen der Ratsmitglieder bedeutet eine Mitverantwortung an den bekannten Missbräuchen.
Zum Umgang mit rassistischen Äußerungen:
Im Newsletter der Delegierten der Einzelmitglieder vom 17.5.2018 heißt es:
„Auf der Mitgliederversammlung (MV) der DBU 2018 kam es zu einer Aussprache über die umstrittenen Äußerungen Nydahls und wie sich dessen Diamantweg (BDD) zu diesen Äußerungen stellt. Voraussetzung für diese offene Auseinandersetzung war, dass nichts, was in der Diskussion gesagt wurde, nach außen berichtet werden sollte, und dafür im Gegenzug der BDD von juristischen Angriffen gegen Diskussionsteilnehmer absehen wird.“
Vereinbartes Stillschweigen auf einer Mitgliederversammlung, die als öffentliches Organ alle Mitglieder vertritt, ist ein Unding. Wie könnten der Diamantweg und Ole Nydahl es schaffen, mit juristischen Drohungen den Dachverband deutscher Buddhist*innen so einzuschüchtern?
Statt Klarheit und Transparenz tritt uns Schweigen und Intransparenz entgegen.
Die (buddhistische) Haltung verträgt sich nicht mit menschenverachtenden Aussagen über Geflüchtete, Angehörige einer anderen Religion, Frauen und kritisch denkenden Menschen.
Durch die fehlende Positionierung der DBU wird der Intoleranz Vorschub geleistet und werden menschenverachtende Aussagen mitgetragen.
Wir fordern die DBU daher auf, ihre Haltung zu sexualisierter Gewalt in
buddhistischen Organisationen klar und öffentlich zu benennen und die Haltung der DBU zu den Äußerungen von Ole Nydahl und dem Diamantweg deutlich zu machen.
Wir wünschen und hoffen, dass sich die notwendigen Klärungsprozesse heilend und klärend für alle Beteiligten auswirken mögen.
Mit freundlichen Grüßen,
136 Unterschriften Deutschsprachiger Buddhist*innen
Die Unterzeichner*innen, die Mitglied in der DBU sind, erklärten mit diesem Brief auch ihre Entschlossenheit, aus der DBU auszutreten, sollte sich kein fruchtbarer und öffentlicher Dialog zu diesen Positionen entwickeln.