Wer über Gefühle nicht bewusst nachdenkt, der lebt unbewusst im Umgang mit seinen Gefühlen. Wer bestimmte Gefühle ablehnt, der kann für diese nicht bewusst im Mitgefühl sein.
Das Gefühl der Ablehnung bis hin zum Hass kann wahrhaftig gefühlt werden und ins Mitgefühl münden. Wer keine Liebe für die Existenz der Ablehnung hat, der kann auch keine bewusste Liebe für die (Selbst-) Annahme haben, die sich ohne (Selbst-) Ablehnung gar nicht erfahren könnte.
Mitgefühl ergibt sich aus der Summe aller Gefühle. Es ist kein gesondertes Gefühl, sondern ein Bewusstseinszustand, der gerade kein Gefühl ablehnt, sondern jedes selbst erfahrene Gefühl bewusst in sein Mitgefühl integriert. Dann ist Mitgefühl so wie Liebe ist. Es ist.
Wer im Mitgefühl ist, der muss es nicht mehr sein, wenn er alles und nichts ist (Ich-bin-Gegenwart). Die Liebe ist, weil Liebe in allem ist. Mitgefühl ist die Reinheit der Liebe, die jedes Gefühl wahrhaftig SEIN lässt. Dann ist Liebe die heilsame Wahrheit eines jeden Gefühls.
Der Schatten der Angst ist der ständige Gegenpol lichtvoller Freude. So bringt beispielsweise die Angst vor Misserfolg (Versagen) bewusst auch die Freude am Erfolg hervor. Wie könnte sich das Eine jemals ohne das Andere erfahren?
Das, was einem erfolgreich gelingt, erfährt sich ständig durch das, was einem selbst oder anderen nicht gelingt. Wer meint, Fehler und Misserfolge seien auf Dauer vermeidbar, der ist süchtig nach Vollkommenheit und Perfektion.
Vermeidbarkeit hat den ständigen Spiegel der Unvermeidbarkeit. Wer sich in seinen Fehlern und Schwächen annimmt, der wird auch andere in ihrer vollkommenen Unvollkommenheit annehmen können. Wer sich die Schuld für etwas gibt, der erfährt sich in Gefühlen der Schuld statt in Gefühlen bewusster (Selbst-) Vergebung. Schuld kann in Vergebung gewandelt werden. Dazu muss sie existieren. Unschuld ist jede Erfahrung mit Schuld. Der Unschuldige kann schuldig werden und dann wieder unschuldig (eins) mit seiner Schuld werden.
Wer sich in süchtigem Perfektionsstreben erfährt, dem werden viele Fehler bei sich und anderen auffallen. Wer ständig und viel im Außen kritisiert, der hat seine perfekte Unvollkommenheit im Innern noch nicht erkannt.
Doch Kritik und Lob werden sich ständig parallel und neu erfahren. Lob ist jeder innere Spiegel mit Kritik und Negativität.
(Sehn-) Sucht nach Erfolg ist die beständige Suche nach den Gefühlen des Erfolgs. Je mehr der Mensch den Erfolg braucht, desto süchtiger ist er. Er ist abhängig von den Gefühlen des Erfolgs. Die Existenz des Misserfolgs ist hierbei der stete Schatten und Spiegel allen Erfolgs.
Wer sich nur im sonnigen Glanz eigenen Erfolgs anerkennen kann, dessen Selbstliebe ist eine abhängige und suchtgeprägte Liebe. Wer sich bedingungslos auch mit seinen Erfahrungen von Erfolglosigkeit, Versagen und Niederlagen lieben kann, der wird auch andere entsprechend annehmen können.
Der eigene innere Kritiker lehnt zunächst jedes Versagen ab (wer will schon ein Versager sein?) und so lehnen Menschen auch im Außen unbewusst Versager ab. Manche behaupten allerdings auch, es gäbe gar kein Versagen. Doch wer sich mal als Versager gefühlt hat, der weiß, es gibt dieses Gefühl. Dieses Gefühl will Mitgefühl. Dann braucht es weder besiegt, noch überwunden, noch abreagiert oder gar losgelassen werden, wenn es sein darf.