Die Wirkung von Gefühlen auf den Körper und im Körper kann jeder für sich selbst erfahren. Selbsterfahrung führt zur Selbsterkenntnis. Erkenne, was Gefühle Dir sagen wollen, über Dich und Deinen Körper.
Bewusstes Mitgefühl nimmt jedes (geliebte und ungeliebte) Gefühl in sich an. Mitgefühl ist exakt das Gegenteil der Lehre des Loslassens. Ich kann die Wellen des Ozeans als Teil des Ozeans erkennen, aber die Wellen besiegen oder gar entfernen zu wollen ist ein Kampf gegen die Natur des Ozeans. Der Ozean heißt Liebe und er erfährt sich durch jede Welle, die ein ewiger Spiegel des Stillen Ozeans ist.
Was nicht mehr bekämpft wird, das kann zur Ruhe kommen. Es ist die Stille allen Seins. Im Frieden sein. Mitgefühl entspricht der seelischen Natur des Menschen, der sich in der Liebe, der sich in Gefühlen erfahren will. Gefühle sind die Sprache der Seele. Eine Sprache nicht sprechen zu wollen ist der Kampf wider Deiner Gaben, wider Deines natürlichen Wesens. Solange ein Mensch sich nicht als Gefühlswesen erkennt, viele Gefühle ablehnt und auch nicht bereit ist, über seine Gefühle nachzudenken, solange wird er auch nicht erkennen, dass er seine Gefühle so wie seinen Verstand zur bewussten Orientierung braucht.
Denken ist eine Gabe. Fühlen ist eine Gabe.
Beides ist Gnade.
Der eine meint „zu viel zu fühlen“, der andere denkt, „zu viel zu denken“ – bis der Mensch im Reinen in sich mit allem Denken und Fühlen ist. Zu viel Gefühl würde ja auch bedeuten zu viel Mitgefühl. Doch kann es wirklich jemals zu viel Mitgefühl (Liebe) geben ?
Viele versuchen ihre Gefühle abzureagieren, zu verdrängen, wegzumeditieren oder zu verheimlichen statt Gefühle bewusst zu leben. Über Gefühle in der Öffentlichkeit zu reden ist vielerorts ungewollt, tabu und peinlich. Der Weg zu bewusstem Stolz führt durch die Tiefen von Peinlichkeit und Scham. Manchen ist Stolz, manchen ist Freude, vielen sind sogar die Tränen der Freude peinlich. Ist Mitgefühl peinlich?
„Bewusster leben oder gesünder leben“ bedeutet u.a. auch, bewusst in seinen Gefühlen zu leben. Dann kann sich auch Mitgefühl bewusst entfalten. Eine Gesellschaft, die Mitgefühl nicht als Wert erklärt und bewusst lebt, braucht sich über mangelndes Mitgefühl im (Selbst-) Bewusstsein der Menschen nicht zu wundern. Erwarte es oder sei es. Jeder kann für sich selbst bewusst im Mitgefühl sein statt es von anderen zu erwarten. Deshalb sagte Gandhi „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst in dieser Welt“.
Wenn Du Mitgefühl bist, dann entfaltet es sich von allein. Nicht Deine Erwartung oder Dein Streben bringt es hervor, sondern allein Dein Sein. Was Liebe ist, das bringt Liebe hervor. Mitgefühl sieht, wie Du fühlst und erwartet nicht, dass Du anders fühlst. Es ist die Wahrheit Deines (Mit-) Gefühls. Jeder fühlt das, was er fühlen kann. Jeder sieht das, was er sehen kann. Alles Neue lebt von der Existenz des Alten. Gefühle leben vom Wechsel, sonst gäbe es keine Abwechslung. Mitgefühl ist ein wahrer innerer Wert, der sich an den Gefühlen orientiert, die Du erfahren hast, so wie Du sie erfahren hast. Was Du erfahren hast, das bist Du geworden, weil Du das Gefühl erfahren hast.
Werte, die der Mensch nicht fühlt, an denen kann er sich auch nicht erfreuen. Freude ist für sich schon ein Wert, denn ohne Freude ist das Leben freudlos. Alle Freude wird in der Tiefe der Freudlosigkeit geboren. Jede Anwesenheit wird durch die Existenz von Abwesenheit geboren. Gefühle sind Werte, deren Maßstab der Mensch nicht bestimmt. Er kann Gefühle wahrnehmen, aber er hat nicht die Macht, die ungeliebten Gefühle wahrlich zu verhindern. Er kann weder Polarität noch Mitgefühl verhindern. Dafür kann er sich selbst in allem erkennen, in der Liebe erkennen.
Tugenden legt der Mensch fest. Damit legt er auch die Untugenden fest. Dadurch erfährt sich das gute wie das schlechte Gewissen.