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Was ist unsere Bestimmung, unsere Aufgabe im Leben? Wer stellt sich nicht hin und wieder diese Frage, ohne eine passende Antwort zu finden?

Wir sehnen uns, aber wonach? Wir wünschen uns Wachstum, aber in welcher Hinsicht und in welche Richtung? Wie groß mag wohl der Unterschied sein zwischen uns und dem kleinen Korn in der nachfolgenden Geschichte?
Die Spatzen pfeifen es vom Dach. Sie zwitschern und zirpen es sich zu. Nun fliegen sie, eine aufgeregte kleine Schar, zu den Heckenrosenbüschen auf dem Hang. Die im Sommer üppig grünen Äste und Ästchen mit den spitzen Dornen sind jetzt kahl, die süß duftenden, rosafarbenen Heckenrosen lange schon verblüht. Was hat die Vögel so in Aufregung versetzt? Sie lassen sich auf den wippenden Zweigen der Büsche nieder und picken die vom Herbst übrig gebliebenen roten, vom Frost wie überzuckert aussehenden Hagebutten. Unermüdlich hacken die Spatzen nach den kleinen Körnern im Inneren. In ihrem Eifer, möglichst schnell möglichst viele aufzunehmen, verlieren sie das eine oder andere Korn. Eines davon fällt zwischen den kahlen Ästen zu Boden.
Es liegt dort, als könnte es sich der kalten Erde noch nicht nähern. Als versuchte es, das Unvermeidliche noch etwas hinauszuzögern. Dann verliert es allmählich seine Leichtigkeit und sinkt, scheinbar schwerer geworden, auf den dunklen Grund. Ein kühler Wind fegt durch die Zweige. Das Korn schmiegt sich tiefer an den Boden, scheint ihn mit seiner Winzigkeit wärmen zu wollen.
Schneetreiben setzt ein, deckt es sanft zu. Nun ist es von seiner Umgebung nicht mehr zu unterscheiden, sinkt allmählich tiefer, ahnt nichts von den unter ihm liegenden Wurzeln. Es ruht, trägt die Kraft der Erneuerung in sich – wissend oder ahnungslos? Noch ist die Zeit nicht gekommen. Die kühle Wintersonne weckt es nicht aus seinem Traum. Dieser erzählt vom Frühling, von einem Spross, der die Erde durchbricht, wächst, sich dem Licht entgegenstreckt. Wie lange es dauert, bis dieser groß geworden ist, selbst im Traum! Zuerst ist er weich und biegsam, um sich langsam zu verhärten und abwehrende Dornen auszubilden. Zarte, grüne Blätter entfalten sich an den Seiten, locken die roten Marienkäfer mit den schwarzen Tupfen an, die nach Nahrung suchen.
Ein unendliches Sehnen befällt das kleine Korn im Traum, eine Sehnsucht nach Wachstum und Entwicklung. Es weiß nicht, wohin das führen wird, weiß nur, dass es seine Bestimmung ist, das zu werden, was es schon immer gewesen ist. So strebt es dem Unbekannten entgegen. Am Spross formt sich eine winzige Knospe aus, die es nach der Sonne verlangt, sich ihr dankbar entgegenstreckt und sich vergrößert. Der Regen gibt ihr Kraft, wenn es sie dürstet, und wäscht sie rein, wenn sie matt und staubig ist. Alle Kräfte sind darauf ausgerichtet, dass sich die Blüte eines Tages entfalten kann. Unbemerkt ist es dann so weit! Blatt für Blatt öffnet sich eine rosafarbene Heckenrose, streckt sich der Sonne entgegen, verströmt ihren lieblichen, süßen Duft. Das Körnchen hat seine Bestimmung gefunden – zur Freude von vielen!
Wenn ihre Aufgabe vollbracht ist, wird die Rose allmählich Blütenblatt für Blütenblatt abwerfen. In ihrem Inneren wird sich erneut die Essenz einer Hagebutte festigen.
Die Spatzen sind längst fort. Das kleine Korn schlummert in der kalten Erde. Es wartet auf den Frühling, die erstarkende Kraft der Sonne und auf den Regen, die ihm helfen werden zu wachsen, um das zu werden, was es immer schon gewesen ist.  

Claudia Bülow

Claudia Bülow

Ich bin Jahrgang 1950, war als Med.Tech.Assistentin in Arztpraxen tätig und habe einige Zeit in der Naturkostbranche gearbeitet. Seit dem Jahr 2000 unterrichte ich Yoga, lebe und arbeite in der Nähe von Frankfurt am Main.Mein besonderes Interesse gilt dem ganzheitlichen Leben mit all seinen Facett...
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