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Letztes Jahr war ich erst im Dezember aufgerufen, mein Jahr zu bilanzieren. Und ich habe diese Bilanz den Männern des Jahres 2016 gewidmet. Und ohne, dass ich Überraschungen für die restlichen, kommenden Wochen ausschließen möchte, kann ich sagen: Es war das Jahr der Steinböcke für mich.

 

Es gibt ja Menschen, die davon überhaupt nichts halten, andere in die Astrologie-Lade zu legen. Vielleicht auch deshalb, weil sie sich dann selbst festgelegt fühlen? Man weiß es nicht genau, und oft ist es ja wirklich schwierig, sich mit dem zu identifizieren, was „die Sterne“ für einen bereit halten. Mir beispielsweise wird ein Hand zu Fettleibigkeit unterstellt; in Wirklichkeit muss ich mich wirklich anstrengen, um den Gewichtsvorstellungen meiner Mutter zu entsprechen. Ihr bin ich immer zu mager, und sie macht noch nicht einmal den Versuch, daraus ein euphemistisches „schlank“ zu machen. Mir wird auch laut Astrologie ein gewisser Konservatismus unterstellt, den ich suche, seit ich suchen kann. Andererseits stehe ich mit beiden Beinen auf der Erde, bin eine treue Seele und heiteren Gemüts, so lange man mich in Ruhe auf meiner Wiese grasen lässt. Und es stimmt auch, dass ich mit den Hufen scharre, wenn jemand die Muleta zu hartnäckig vor meiner Nase schwingt.

Jetzt wird dem Stier und dem Steinbock ja eine gewisse Nähe unterstellt, eine, die fast schon an der Grenze zur Seelenverwandtschaft liegt. Meine Oma war ein Steinbock, und fragt man meine Eltern, bin ich zu einer zweiten Ahnfrau herangewachsen, ob ich es nun wollte oder nicht. Wir hatten unsere Kämpfe, aber auch unsere Schlichtungen und Übereinkünfte. Und sind dabei geblieben, auch wenn dem Rest der Menschheit, wahlweise der Familie, der Kopf vor lauter Schütteln fast vom Hals gefallen wäre. Meine Oma war höchst praxisorientiert, philosophieren konnte man mit Opa bei einer Zigarette oder zwischen zwei Kreuzworträtseln. Insofern haben die beiden ihre über 60jährige Ehe nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ geführt.

Steinbock Nummer Eins in diesem Jahr erfüllt das Kriterium der Praxisorientierung fast vollumfänglich. Er hat Lösungen für die Probleme, die gefinkelt zu sein scheinen, allerdings nicht für ihn. Mit einem Fingerschnipsen hat er Plan A, Plan B und eventuell auch noch Plan C parat. So schnell kann das Gegenüber noch nicht einmal sein Problem aussprechen. „Es ist kompliziert“, kommt in seinem aktiven Wortschatz nicht vor. Und trotzdem: Geht es um seine persönlichen Angelegenheiten, wird er zum Einzelkämpfer, der oft vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht. Das kann mühsam sein für Außenstehende, denn deren Lösungen stoßen stets auf ein „Aber“. Will man auf dem schnellsten Wege zu den dritten Zähnen kommen, kann ich gerne eine Begegnung arrangieren.

Steinbock Nummer Zwei ist ebenfalls ein harter Brocken. Und das zieht sich durch sämtliche Lebensbereiche. Er will nicht heiraten, obwohl er verlobt ist? Er tut es einfach nicht. Er bekommt kein Gehalt? Er arbeitet so lange, bis der Arbeitgeber von selbst auf die Idee kommt, dass Dienstleistung bezahlt werden sollte. Was nie passiert ist. Doch für diesen Steinbock war und ist Arbeit das ganze Leben – schon allein wegen der Sinnstiftung. Geschenkt. Doch eine Beziehung hat so zu funktionieren, wie er sich das vorstellt. Und diese Vorstellungen sind gewöhnungsbedürftig. Will man einen Kompromiss aushandeln, findet man sich in einem humorvollen Infight, an dessen Ende man vergessen hat, worum es eigentlich ging. Auch keine Lösung auf Dauer.

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Steinbock Nummer Drei ist vor kurzem in meinem Leben aufgetaucht. Eine Astrologin hat das Sternzeichen mit „langsam, aber sicher“ beschrieben, und das scheint mir auch hier zuzutreffen. Kürzlich hat er mir erzählt, dass es ein mittleres Langzeitprojekt war, mich anzusprechen. Weil er sich sicher sein wollte. Dagegen ist nichts zu sagen, nur dass Mut immer eine großartige Sache ist. Und belohnt werden will. Was nun zu zwei Treffen geführt hat, die im Vorfeld meines wöchentlichen Schtammtisches (kein Tippfehler, ist eine andere Geschichte) stattgefunden haben. Er konnte mich davon überzeugen, dass er Dingen auf den Grund geht und keine Mühe scheut, um Hindernisse zu überwinden, wie die Astrologin für den Steinbock vorgibt. Zu graben, bis man an der Wurzel ist, gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungensbeschäftigungen. Insofern passen wir gut zusammen, und die Gespräche entbehren jeder Langeweile. Über die Hindernisse sind wir noch unterschiedlicher Ansicht. Denn wie es im Moment aussieht, scheine ich seiner Meinung nach von Barrieren umgeben zu sein. Von solchen, die mehr gemeinsame Zeit verhindern. In meiner Welt sind das allerdings keine Hindernisse. Es ist mein Leben, das derzeit aus allen Nähten platzt. Mein Buch „Voll Fünfzig“ ist in der Pipeline, ein Roman in Arbeit, Erwerbsschreiberei braucht ebenfalls Konzentration und die Bewegung zwischendurch muss sein. Wie Sie wissen, verstehe ich darunter nicht das gemütliche Schlendern durch Wälder oder über Wiesen, sondern einen Marschiergang zu 130 bpm im Ohr. Gesellschaft ist da arm dran. Der Bauchtanz ist auch eher dazu angelegt, in weiblicher Gesellschaft zu sein. Dazwischen versuche ich, mein kulturelles Ich auf Vordermann zu halten sowie meine Freundinnen und Familienmitglieder zu sehen. Wie viel Zeit die Katze fürs Streicheln beansprucht, habe ich noch nicht erhoben. Abgesehen davon sollte mein Schlaf nur selten unter 7,5 Stunden liegen. Ich bin schließlich nicht mehr die Jüngste, auch wenn ich der Meinung bin, dass ich nach meinem Tod noch ausreichend Zeit dafür haben werde. Mein Spiegelbild straft mich allerdings im Jetzt.

Steinbock Nummer Drei versucht auf charmante Art und Weise, mir mein Leben zu erleichtern, um so mehr Zeit mit mir verbringen zu können. Was ich auch ausgesprochen reizend finde. Und doch weiß ich nicht, wo ich Zeit abzwacken könnte - außer bei meinen höchstpersönlichen Dingen. Die Frage ist: Will ich das – vor allem um den Preis, unzufrieden zu sein, weil ich mich selbst beschnitten habe? Ja, natürlich geht es um Prioritätensetzung, und natürlich ist es schwierig zu akzeptieren, dass die eigene mit der eines anderen Menschen (vorerst) inkompatibel ist. Ich verstehe das, weil ich es selbst schon oft erfahren habe. Und jene tief in meinem Herzen beneidet habe, die „ihr Ding“ durchgezogen haben. Ich konnte das immer schlecht, deshalb lerne ich es gerade. Und dieses Lernerlebnis ist momentan meine Priorität Nummer Eins. Man wird sehen, wie das Tauziehen der Gehörnten ausgeht.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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