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Ich habe jetzt von meinem Doc die Erlaubnis bekommen, meinen Jahresend-Urlaub zu buchen. Das habe ich nämlich an ihn delegiert, weil ich die Verantwortung abschieben wollte, ein weiteres Mal die Zeichen der Zeit missachtet zu haben. Sollte also zwischen Dezember und Januar etwas passieren, weiß ich nun, wen ich anrufe.

Verglichen mit den Zeichen vor einem Jahr, halten sich die Nachrichten des Universum heuer eher in Grenzen. Letztes Jahr war ich super blind, doch sagen wir das nicht alle, wenn wir Sehende geworden sind? Ich hatte Probleme mit meinen Füßen, irrtümlich die Bestätigungsmails meiner Flugbuchungen gelöscht, Stress, die vielen Impfungen innerhalb der verbleibenden Zeit zu absolvieren und die Information, dass ich mit meinem großen Reisekoffer wahrscheinlich nicht an Bord eines kleinen Fliegers kommen würde, der mich zur letzten Station meiner Tour führen hätte sollen. Und zu allem Überfluss bekam ich Fieber, und auf dem Weg zum Flughafen wurde ich noch von der Polizei gestoppt. Geht’s noch offensichtlicher? Doch ich war so eingenordet darauf, wegzukommen, dass ich das alles beiseite geschoben habe. Und dann gescheitert bin. Recht ist mir geschehen, sage ich heute.

Jetzt haben wir Ende Oktober, und ich habe meine Flüge immer noch nicht gebucht. Die Preise gehen immer weiter in die Höhe, manche zum Ausgleich hin und wieder auch runter. Und dann denke ich mir „Jetzt!“. Und lasse es wieder wegen meiner Achillessehne. Mein Doc meinte zwar, dass er gar nicht wisse, was mich abhalte. Sansibar wäre doch toll, und würde er seine Abneigung gegen heiße Länder sowie die Angst vor Durchfall ablegen, fände man ihn bestimmt leicht angeheitert in einer der Strandbars. Und da ich den Kilimandscharo eh nicht besteigen wolle, stünde dem Abenteuer aus seiner Sicht nix im Wege. Allerdings muss man sagen, dass er mir jetzt auch schon viermal irgendwelche Stoßwellen durch die Sehne gejagt hat, die mich regelrecht in die PVC-Liege beißen haben lassen und meinte, er wisse im Grunde nicht, was ich eigentlich bei ihm wolle, nachdem ich keine Schmerzen hätte. Wie gesagt, ich nehme ihn sehr ernst, doch das mit der Reiseerlaubnis nehme ich (noch) nicht für bare Münze.

Ägypten macht mir keine Probleme. Zwar habe ich auch dort wechselhafte Zeiten erlebt, doch gerade deshalb will ich noch einmal hin, um diese aus meinem Gedächtnis zu tilgen. Wie letztes Jahr in Istanbul, wo dieses Vorhaben sehr gut gelungen ist. Die Stadt hat zwar jetzt eine andere Prägung, aber eine heitere, anekdotische, augenzwinkernde. Und wer weiß? Vielleicht ist mir ja wieder einmal nach Turkish Delight zwischen Grand Bazar und Kumkapi. Doch mit Sansibar ist das eine andere Geschichte.

Natürlich würde ich gerne erleben, wie die afrikanische mit der orientalischen Kultur verschmelzen kann, würde gerne die Gewürze sehen und riechen, für die diese Insel so berühmt ist. Und doch hängen mir die Worte meiner kürzlich absolvierten Meditationsübung im Ohr. Zur Erinnerung: Wenn man hin und her überlegen muss, dann ist immer auch das Ego im Spiel. Und für meinen Teil und diese Angelegenheit bleibt mir wenig anderes übrig, als das zu bestätigen. Denn im Grunde will ich aus zwei Gründen JETZT hin: Erstens ist meine Gelbfieberimpfung noch wirksam, die ich brauche, um die Insel überhaupt betreten zu dürfen. Zweitens hat mich noch kein Land abgeworfen wie Tansania. Und das lässt sich mein Ego auf gar keinen Fall bieten. So. Jetzt ist es draußen. Und mit einer leichten Schamesröte im Gesicht muss ich zugeben, dass das erbärmliche Gründe für eine Destination sind.

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Mein Doc meint, ich überlege zu viel. Doch sind wir nicht alle lernende Wesen, die zwar aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen wollen, andererseits gar nicht wissen können, was dort passiert? Mein Ex würde mich jetzt auf den nächstbesten Vogel aufmerksam machen, um mich aus dem Kopf und in die Gegenwart zu kriegen. Doch zu nächtlicher Stunde würde selbst er das nicht schaffen. Also stelle ich mir die Frage, ob ich es wie Jean d'Arc mit einem ganzen Land aufnehmen will. Oder ob ich meiner Sturheit sprich meinem Ego nicht ein paar Atemzüge und sie damit auf die Reise schicke – auf Nimmerwiedersehen.

Mit Eindrücken von den Pyramiden im Kopf nach Hause zu fliegen – es gibt Schlimmeres. Ich werde auch so Sonne getankt und zu Silvester meine Füße in den Sand gesteckt haben. Und vom Reisebudget bleibt noch etwas übrig für weitere Abenteuer. Ob sie in Sansibar oder woanders stattfinden, wird sich weisen. Jetzt packe ich erst einmal die Koffer für mein Ego, buche ein Ticket nach Timbuktu und hoffe, dass es dort Donald Duck trifft, der wieder einmal dorthin emigriert ist. Ich hoffe, die beiden haben Spaß. Hauptsache, es bleibt dort – mit oder ohne Donald.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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