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Kürzlich stolperten meine Augen über einen Artikel, der sich damit beschäftigt, wohin alle guten Männer verschwunden sind. „Aha“, denke ich mir, „wenigstens gibt es sie noch IRGENDWO.“ Denn meine persönlichen Erfahrungen lassen eher den Schluss zu, dass sie in ein schwarzes Loch gefallen und dort verdampft sind.

Gut, aber dann wären sie ja immer noch in der Luft, wahlweise im Universum unterwegs. Und würden mit ihrer guten Energie auch jene Artgenossen durchdringen, die es mehr als nötig haben. Meine Erfahrungen spiegeln eher das Gegenteil.

Jetzt kann man ja über Geschmack streiten, sollte es aber tunlichst unterlassen. Denn natürlich braucht jede Frau eine andere Art Mann. Oder vielleicht doch nicht? Zugegebenermaßen ist die Antwort „männlich“ auf die Frage, wie ein Mann zu sein hätte, nicht sehr präzise. Und reflektierte Frauen machen sich durchaus die Mühe, das zu differenzieren. Weniger Reflektierte bleiben beim „gut“. Und das bringt mich zu dem bestens gebauten, in einem Mohnfeld meditierenden Autor des Artikels über die guten Männer. Dass man mit so einem Geschöpf Probleme haben könnte, scheint widersinnig, denn bevor er laut würde, versinkt er wahrscheinlich in irgendeinem, Frieden stiftenden Mantra. Und natürlich liegt ihm nichts ferner, als die Emanzipationswelle zu reiten. Doch was er ins Treffen führt, hat sehr wohl mit Suffragetten, Feministinnen und politischer Korrektheit zu tun. Denn das alles habe seiner Meinung nach das Verhältnis zwischen den Geschlechtern zerrüttet.

Dass so viele Ehen in die Brüche gegangen seien, bringe gute Männer dazu, erst gar nicht im Honeymoon-Hotel einzuchecken. Kann ich gut nachvollziehen. Meine Oma meinte schon immer, dass ich mir im Laufe meines Lebens zahlreiche Scheidungen erspart hätte durch meine Weigerung, meine Beziehungen institutionalisieren zu lassen. Manchmal kommt der Zweifel in mir hoch, dass sie vielleicht MICH als beziehungsunfähig gehalten haben könnte. Doch weil sie eine hartnäckige Männerskeptikerin war, bin ich ziemlich sicher, dass sie den Männern die Scheidungsschuld zugewiesen hatte. Ihrem eigenen konnte sie diese nicht zuschieben, denn er war von der Sorte „Ein Mann, ein Wort“. Vielleicht nicht vollumfänglich und auch nicht zu jederzeit, aber er hat durchgehalten – da konnte kommen, was wollte. Blond, Braun, Rothaarig. Zum Schluss ist er immer wieder zur seiner Schwarzhaarigen zurückgekehrt.

Also: die guten Männer weigern sich, zu heiraten. Geschenkt. Doch was der gelungen gebaute Guru noch beobachtet hat, ist, dass das Männerbild in den Medien zunehmend unterirdisch angelegt wird. Wir sind weit davon entfernt, den Zigarettenmann auf seinem Pferd in den Sonnenuntergang reiten zu sehen. Vielmehr gebe es nur mehr den dümmlichen, wahlweise ewig kindlichen Mann, der in seiner schwersten Stunde von seiner witzigen Frau oder seinem naseweisen Kind gerettet werde. Ertappt, denke ich mir. Kürzlich habe ich von meinem Orthopäden gleich zweimal in einer halben Stunde gehört, dass er sich von mir nicht ernst genommen fühlt. Und er ist ein g'standenes Mannsbild mit einer durchaus selbstbewussten Ausstrahlung. Bin ich tatsächlich so speziell oder hat er schlechte Erfahrungen im Sinne der oben beschriebenen Realität gemacht? Ich habe ihm geschrieben und meine Ernsthaftigkeit zum Ausdruck gebracht. Antwort kam keine, vielleicht hat er das auch wieder als Vera...e empfunden. Ich werde es merken, wenn er mir seinen Stoßwellenapparat ansetzt und mich damit auf den Mond beamt. Vorher möchte ich allerdings feststellen: Ich nehme jeden Menschen jeglichen Geschlechts ernst. Grundsätzlich und generell. Falle ich davon ab, hat das Gegenüber sein bedeutendes Scherflein dazu beigetragen.

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Männer werden also entmannt. Auch dem kann ich etwas abgewinnen. Manche Frauen sind wirklich sehr schnell, wenn es darum geht, dem anderen Geschlecht Lösungen anzubieten oder gar aufzudrängen. Auch da nehme ich mich nicht aus. Doch seit geraumer Zeit – genauer gesagt, seit ich diesen Artikel gelesen habe – nehme ich mich zurück. Und denke die Lösungen nur mehr. Und wenn ich dann nervös werde, weil das männliche Gegenüber einfach nicht in die Gänge kommt, gehe ich einfach. Ich habe dadurch sehr viel Zeit für mich gewonnen. Und begriffen: Man muss die Männer auch einmal machen lassen. Und sich vor allem nicht für die verstrichene Zeit, gescheitere Ansätze oder Umwege verantwortlich fühlen. Egal ob Lebensgefährte, Freund oder Geschäftspartner. Jeder ist zuerst für sein eigenes Leben verantwortlich und hat die Freiheit, das zu gestalten. Und wenn dieser Mensch ein Dasein in den Sand setzen will – bitteschön!

Zu oft hörten Männer, dass sie obsolet seien, sagt der Autor. Deshalb gebe es jetzt auch MGTOWs, Men going their own way. Und dieser Weg kreuzt mit großer Wahrscheinlichkeit keinen einer Frau. Zumindest keiner aus der westlichen Hemisphäre. Unverbindlichkeit sei das Gebot der Stunde, emotionale Verfügbarkeit kein Thema mehr. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Sie lieben starken, unabhängigen Frauen. Allerdings ohne verbale Aggression, emotionale Manipulation und psychologisches Controlling.

Stellt sich die Frage, wie weit es mit weiblicher Stärke her ist, wenn sie darauf zurück greifen muss. Denn nur wer sich schwach fühlt hinter seiner starken Fassade, beschimpft, manipuliert und kontrolliert. Ich habe keine Lust mehr dazu. Männer ihr Ding machen zu lassen, entspannt mich ungemein. Doch ich merke, dass sich das unter ihnen noch nicht so herum gesprochen hat, das mit dem Ding. Da braucht selbst ein Mann jenseits der 60 eine Chauffeuse für seinen Jaguar, weil sein Energielevel gerade so niedrig ist. Er kann vor einer besetzten Herrentoilette nicht warten, bis sie frei wird, sondern muss mitten in der Stadt in eine Hecke pinkeln. Verlangt Lob, weil er ein weiches Ei samt Butterbrot hingekriegt hat. Nicht mein Ding. Ich habe durchgeatmet, meine Meinung klar und sanft gesagt und mich dann selbst im Jaguar zum Flughafen gefahren. Dass er mich als hoch entwickelte Fahrerin bezeichnet hat, ließ mich kurz husten, doch dann floss der Atem. Und mit ihm die Gewissheit, dass hilfsbedürftige Männer zuerst einmal lernen sollten, sich selbst zu helfen. Und wir Frauen die Gelassenheit an den Tag legen sollten, ihnen dafür Zeit zu geben. Das wäre doch ein Ding!

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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