Demut erfährt sich als tiefste Akzeptanz des Lebens dort, wo die Akzeptanz am schwersten fällt. Sie erfährt sich dort, wo der innere Widerstand und der ungeheilte Schmerz am stärksten sind. Sie erfährt sich dort, wo der Mensch Gefühle erfährt, die sein Ego eigentlich gar nicht erfahren will, vielleicht sogar vehement vermeiden wollte.
Doch die Seele hat ihren eigenen Plan. Sich zu fügen, sich zu ergeben bedeutet auch, sich seiner Bestimmung zu fügen. Das fällt vielen schwer. Sich selbst, dem eigenen, dem höheren Selbst zu fügen und wieder eins zu werden, was sich getrennt erfahren sollte. Trennung ist keine leichte Erfahrung, wenn Du verbunden sein willst. Demut ist niemals eine leichte Erfahrung. Es gehört seelischer Mut zur Demut, Mut zum irdischen Dasein.
Demut ist die allumfassende Ehre des Lebens. Demut umfasst alles, auch die Liebe zum Leiden, welches sich aus der Polarität des Lebens zwangsläufig ergibt. Die polare Leichtigkeit folgt der Erkenntnis gefühlter Schwere, so wie das Licht der Dunkelheit folgt.
Wenn Dir das Leben keine Wahl lässt, dann erfährst Du die Demut der Wahllosigkeit und wie schön es ist, eine Wahl zu haben. Wenn Du Machtlosigkeit erfährst, dann erkennst Du die Schönheit der Macht. Wer Macht ablehnt, der erfährt sich in seiner Ablehnung. Aber wer strebt schon nach Ohnmacht?
Erkenne demütig, was Dir Freude macht, statt die Freude in Dir zu leugnen, Deine Sehnsucht zu leugnen, solange sie brennt. Wer seiner Sehnsucht nicht folgt, der verbrennt innerlich. Der Köper zeigt Dir die Wahrhaftigkeit Deines Denkens und Fühlens an. Wer sich nach etwas sehnt, der wird auch seine Gier, seine Sucht nach Kritik und Perfektion beobachten und fühlen können. Es spielt keine Rolle, was Du alles mit Deiner Gier machst. Du kannst sie leugnen, sie unterdrücken, verdrängen, beobachten, wahrnehmen, ergründen, einlösen, erlösen. All das will durch Dich sein.