52 Wochen lasse ich Sie nun schon an meinen Eindrücken von der Welt im Allgemeinen und meiner im Speziellen teilhaben. Erstaunlich, was da alles zusammenkommt an Ereignissen, Entwicklungen, Änderungen. Ein Rückblick.
Ich habe eine Freundin in Norddeutschland, der ich viel zu selten schreibe. Doch wenn ich es tue, sitze ich mit meinem Terminkalender vor dem Computer, damit ich ihr auch wirklich alles berichte, was sich seit dem letzten Mail getan hat. Ich versuche nämlich, von Tag zu Tag zu leben, und manchmal gelingt mir das derartig gut, dass ich mich heute schon nicht mehr an gestern erinnere. Deshalb die Erinnerungskrücke aus Papier.
Seit 2016 habe ich diesen Ort, an dem Sie sich gerade befinden. Hier finde ich zwar keine Termine oder Familienfeiern, aber alles, was mich in diesem Jahr bewegt hat. Und obwohl ich mich an Termine kaum mehr erinnere, lese ich hier gerade einmal den Titel und werde zurückgebeamt in die jeweilige Woche. Das ist eine interessante Erfahrung, zumal es ja immer wieder Menschen gibt, die mich ermahnen, einen etwaigen Shitstorm doch mitzudenken, bevor ich meine Gedanken ausbreite. Dank Ihrer Geduld, Ihres Verständnisses und Ihrer Treue ist mir das bislang erspart geblieben. Vielen Dank!
Es hat mich viel umgetrieben in den vergangenen 52 Wochen – Banales wie Bedeutendes. Vom Gartenbeet bis zur Glaubenskrise war wohl alles dabei, was einen durch die Gegend wehen kann. Und wenn ich daran zurückdenke, stelle ich fest, dass ich immer noch – oder besser gesagt, wieder – voller Energie bin. Ich bin ganz schön in den Seilen gehangen, stelle ich fest. Doch seit ich weiß, dass mein systemimmanentes Nawi den Weg aus dem Tal der Tränen kennt, hat mich eine neue Gelassenheit befallen. Das Leben ist eben in unterschiedlicher Intensität freundlich zu jedem von uns. Darüber lässt sich nicht streiten. Dass Sie mich auf diesem Weg begleitet haben, schätze ich sehr an Ihnen.
Anfangs war ich mir unsicher, ob jede Woche ‚Stoff‘ abwerfen würde – schließlich bin ich ja keine 20 mehr. Doch ich habe den Eindruck, dass ich jetzt mehr erlebe als damals. Oder ist es vielleicht intensiver, bewusster aufgenommen, reflektierter? In meinen Zwanzigern ging es um Quantität, nämlich möglichst vieles zu entdecken und zu erfahren. Inzwischen feiere ich alles, was mir auffällt. Und wenn es die Ameisenstraße ist, die sich von der Balkontüre zum Teller mit dem Katzenfutter zieht. Großartig, dieses zielgerichtete Engagement dieser Krabbler, das ich natürlich unterbinden muss, aber nicht ohne ein gewisses Bedauern, die Nahrungsmittelbeschaffungsinitiative zu stören. Und ich habe gelernt, dass in fast allem eine gewisse Qualität steckt. Das macht die Jagd nach Quantität obsolet. Deshalb war es mir wichtig, ‚schweren‘ mit scheinbar ‚trivialem‘ Stoff zu mischen. Denn das Leben ist eben nicht nur dramatisch, tragisch, aufwühlend. Es kann genauso gemächliche, gewöhnliche und genügsame Phasen haben. Es braucht diese Phasen sogar, damit man wieder Luft holen und Kraft schöpfen kann. „Life is a Rollercoaster“, singt Ronan Keating. Dass Sie in meine ganz persönliche Achterbahn eingestiegen und mitgefahren sind, freut mich ausgesprochen.
Und so hoffe ich, dass Sie sich weiter auf meine Ergüsse einlassen, mich hin und wieder informieren, wie Sie zum einen oder anderen Thema stehen, und mir auch weiterhin gewogen bleiben. Es ist schön, dass es Sie gibt.
Dankbar,
Ihre Claudia Dabringer