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Dass man andere in den sozialen Netzwerken blockieren kann, weiß ich schon lange. Wer sich mit jungen Menschen umgibt, lernt sehr schnell: Wer nicht konveniert, wird abserviert. Bislang war ich ja eine Verfechterin der These, dass man sich alles ausreden kann. Bislang.

Dass man einem Kind manches doppelt und dreifach erklären muss, ist für jeden mit Nachwuchs im engen und weiten Sinn Normalität. Schließlich bekommen die Kleinen einen Informationsschub nach dem anderen: Sprache, Laute, Farben und vieles mehr. Und das meist zeitgleich. Geschenkt. Wenn sie größer werden, verändert sich erwiesenermaßen ihr Gehirn. Das, was zuunterst war, kommt nach oben und umgekehrt. Das Verlangen, sich etwas zu merken, wird oft mit einem ungläubigen, wahlweise lustlosen Gesichtsausdruck quittiert. Doch wir alle wissen: Diese Phase geht zu Ende. Spätestens mit 30 haben die meisten keine andere Wahl mehr, als erwachsen zu werden.

Und da setzt dann die Erwartung ein, dass man sich weniger oft wiederholen muss, weil man ja auf Augenhöhe kommuniziert. Meint man. Glaubt man. Hofft man. Und stellt dann in ärgerlichen Einzelfällen fest, dass man sich geirrt hat. Dass man es mit derart vergesslichen Erwachsenen zu tun hat, dass man sich fragt, wie sie sich an ihren eigenen Namen erinnern können. In harmloseren Fällen wird man gefühlte 500-mal gefragt, ob man eh noch Esperanto lernt. Von einer Woche auf die andere kann sich die Entscheidung, sich das aneignen zu wollen, wahrlich blitzartig ändern, wenn man schon vier Jahre investiert hat. Umgekehrt ist auch besonders enervierend, nämlich dann, wenn man ständig das Gleiche erzählt bekommt, obwohl man es in identischer Form bereits mehrfach dokumentiert und archiviert hat. Und nein, ich spreche nicht von alten und/oder demenzkranken Menschen. Das bringen auch scheinbar intelligente Wesen zustande.

Mit so einem fand ich mich in den vergangenen Wochen konfrontiert. Die Blaupausen für die jüngste schriftliche Kontaktaufnahme stammen aus dem Jahr 2014, seitdem hat sich nichts verändert. Und doch scheint es so bedeutsam, dass man es mir immer wieder schicken muss. Im Gegenzug sind meine Stellungnahmen dazu seit 2015 ebenfalls Blaupausen. Und weil es mir unglaublich auf die Nerven geht, mich zu wiederholen, kam ich irgendwann zum Schluss, dass mein Gegenüber entweder die Zeilen in Lucinda Sans Unicode als Marlett ausgeworfen bekommt, vom Weiß des Dokuments unmittelbar geblendet wird oder – was wahrscheinlich ist – einfach nicht verstehen kann/will.

Und so fand ich mich plötzlich in der Situation, die ich von Jüngeren kenne, nämlich im Blockieren. Die sind da ja relativ schnell mit dem Wischfinger. Und ich hatte mir stets gedacht, dass man sich alles ausreden könne. Dass mein Gegenüber meine Wünsche respektiert und entsprechend handelt. Wie ich es ja auch ganz selbstverständlich tue. Aber nein. Ich sehe mich gezwungen, eine Türe zuzusperren – und ich mag offene Türen. Schon alleine deshalb, weil man sie im Notfall dann nicht eintreten und neue kaufen muss. Und doch bleibt mir keine andere Wahl. Nein, ich werde nicht im kriminellen Sinne gestalkt. Eher im karmischen Sinne. Doch während ich mein Interesse – oder sollte ich sagen: die Hoffnung? – bezüglich eines ausgeglichenen Verhältnisses verloren habe, ist mein Gegenüber anderer Meinung. Alle heiligen drei Zeiten. Und bringt mich derart aus der Balance, dass es ganz schön rappelt im Karton. Das brauche ich nicht (mehr). Und deshalb weiß ich jetzt, wie man auf Facebook, WhatsApp und im Mailprogramm blockiert. Anders wäre mir lieber gewesen. Sollte diese Türe wider Erwarten jemals eingetreten werden müssen, weiß ich jetzt zumindest, wem ich die Rechnung dafür schicke.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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