Es ist ja ganz interessant, welche Reaktionen man bekommt, wenn man auf Reisen geht. Allein. Als Frau. In ein afrikanisches Land. Gewisse Widersprüche lassen sich da offenbar kaum vermeiden.
In den letzten Jahren habe ich eine neue Tradition eingeführt: den geblockten Jahresurlaub. Gleich nach Weihnachten mache ich mich auf, um meine Füße in den Sand zu stecken, wenn zu Hause die Böller krachen. Und noch ein bisschen länger. Das hat sich als gute Idee erwiesen, denn die Kälte macht mir zu schaffen, auch wenn einer frisch beschneiten Wiese im Sonnenschein eine gewisse Romantik und Pracht nicht abzusprechen ist. Doch ich brauche den Blick aufs Meer, den Wind, das Wohlgefühl der Ferne.
Auf einer ausgiebigen Reise vor zwei Jahren habe ich meine Liebe zum afrikanischen Kontinent entdeckt. Bis dahin dachte ich, ich wäre eher der asiatische Typ. Doch das unausgesprochene Motto, das mir in den verschiedenen Ländern begegnet ist – Gelassenheit durch Schicksalsergebenheit nämlich -, ging mir damals nahe. Und tut es bis heute. Was ich außerdem erleben durfte, war, dass diese Schicksalsergebenheit weder zu Angst noch Unsicherheit führt, sondern zu Fröhlichkeit, Einfachheit und Gastfreundschaft. Verstehen konnten das bisher nur diejenigen, die ebenfalls afrikanische Erfahrungen machen durften.
Die anderen schauen erschreckt, wahlweise frivol. Erstere sind meistens Frauen, die nur ganz schwer verstehen, wie man sich als alleinreisende Frau ‚solchen Gefahren‘ aussetzen kann. Dabei sind erwiesenermaßen weltweit viel mehr alleinreisende Frauen unterwegs als Männer. Doch was da alles passieren kann! Ja, Gott sei Dank, passiert da viel. Man lernt Menschen kennen, die man in Begleitung noch nicht einmal wahrnehmen würde. Man konzentriert sich auf Plätze und Orte, während andere Pläne, Vorhaben und Urlaubstermine priorisieren. Man ist ganz für sich selbst da und macht sein Ding. Das Wichtigste dabei ist allerdings, dass man gut alleine sein kann. Nichts ist armseliger als ein alleinreisender Mensch, der sich aufgrund von Einsamkeit an andere ‚ranwanzt‘.
Eine andere Frage aus weiblichem Mund ist jene, ob ich mich nie alleine fühle. Sie hätten Angst davor. Die Antwort ist einfach: Natürlich fühle ich mich manchmal alleine, doch ich fühle mich lieber alleine an einem Strand als zu Hause vor dem Laptop, während ich auf eine Nachricht warte, die nie kommt. Und es ist auch sonst nicht schlimm, sich unter Palmen alleine zu fühlen. Man muss weinen? So what? Denn wenn man offen ist für die Überraschungen des Lebens, ändert sich dieses Gefühl sehr schnell.
Frivol werden die Fragen aus männlichem Mund, wenn man von einer Reise nach Afrika erzählt. Und Sie können sich vorstellen, was da in den Köpfen der anderen Geschlechterwelt ‚aufpoppt‘. Auch wenn ich das Bild von weißen Frauen mit dunkelhäutigen Toyboys nicht zuletzt aus Filmen wie ‚Paradies: Liebe‘ kenne, bringe ich das in keinerlei Übereinstimmung mit mir. Was hat das mit mir zu tun? Und warum ist das der einzige Grund für eine Afrikareise einer Frau, den sich mancher Mann vorstellen kann? Ungläubiges Wundern ist die ruhigste Reaktion, die ich in solchen Situationen zustande bringe. Manchmal ärgere ich mich auch, doch ich weiß, wohin mich dieser Ärger bringt. Nämlich früher oder später zu der Erkenntnis, dass ich es mit Menschen zu tun haben, die lieber Klischees nachplappern, als selbst Erfahrungen zu machen. Diesen Umweg erspare ich mir und bleibe meist gleich beim Wundern. Mit einem Lächeln und einer dezent gehobenen Augenbraue. Maximal.
Die Freude auf Afrika bleibt ungetrübt, auch weil ich weiß, dass zu Hause alles in guten Händen ist. Das erleichtert das Wegfahren ungemein. Vor allem die Katze, die bei mir wohnt, wird gefüttert und gepflegt. Der Abschied wird schwerfallen, denn normalerweise begleitet sie mich zur Bank und Apotheke, zum Zigarettenautomaten und Supermarkt. Dass sie da nicht mit kann, wird ihr Unverständnis erwecken. Doch wenn ich zurückkomme, wird sie mich am Geruch erkennen, selbst wenn ich nach Gewürzinseln dufte.
PS: Bis dahin werde ich meine Erlebnisse hier teilen – ausgenommen in der letzten Jahreswoche. Die gehört nur mir.