Wo gerade Traurigkeit im Herzen erfahren wird, da kann der Mensch nicht gleichzeitig voller Frohsinn, Heiterkeit und Begeisterung sein. Gute Laune trägt den Schatten der schlechten Laune in sich. Wer nur gute Laune verbreiten will, der ist süchtig nach guter Laune.
Dafür braucht er den Spiegel der schlechten Laune der anderen. Wer will schon wirklich schlecht gelaunt oder pessimistisch sein? Der schlechten Laune kann die gute Laune wieder folgen – und umgekehrt. Wer meint, er sei immer gut gelaunt, der erfährt sich mit seiner Wahrheit – bis er Situationen erfährt, die ihm die gute Laune verderben. Launen sind launenhaft. Gefühle brauchen den Wechsel, um sich erfahren zu können.
Einsame Menschen sind oft auch traurige Menschen. Wer sich einsam fühlt, der will es bestimmt nicht sein. Bewusst erfahrener Einsamkeit kann die Freude am Genuss von Zweisamkeit und Gemeinsamkeit folgen. Der Mensch lernt Menschen und Dinge schätzen, wenn er sie am meisten vermisst. Vermissen ist ein Gefühl. Dann ist auch die Sehnsucht am stärksten. Der Mensch entscheidet nicht, nach wem er sich sehnt, mit wem er sich einsam und mit wem er sich zweisam fühlt, wem er sich tief und wem er sich weniger tief verbunden fühlt. Er entscheidet nicht wirklich über Freude und Freudlosigkeit. Wenn er die freie Wahl hätte, dann gäbe es keine Freudlosigkeit, sondern das Leben wäre pure Freude ohne die Existenz negativer Gefühle.