Wer sein Herz öffnet und vertraut, geht immer das Risiko ein, enttäuscht oder wieder verlassen zu werden. Andererseits ist ein Leben ohne Nähe und Vertrauen eine einsame Angelegenheit.
Ein kleiner Junge erzählte mir einmal, dass er eigentlich nicht wisse, ob er sich eine Katze wünschen solle. Denn die lebten ja nicht so lange wie Menschen. Und wenn sie dann stürbe, wäre er ganz traurig und wieder allein. Seine Nachdenklichkeit hat mich sehr berührt. In der kurzen Bemerkung drückt er ein Dilemma aus, das auch uns Erwachsenen nicht fremd ist: Wir schwanken zwischen der Sehnsucht nach Nähe, Vertrauen und Verbundenheit und der Angst, sie wieder zu verlieren. Doch gibt es irgendwo Sicherheit?
Nähe und Vertrauen können nur entstehen, wenn wir uns dafür öffnen und uns darauf einlassen. Man entscheidet sich trotz des Risikos, den anderen Menschen irgendwann wieder zu verlieren.
Wenn ein geliebter Mensch oder eine geliebte Katze stirbt, kann es unendlich schwer sein, Abschied zu nehmen. Es kann aber auch sanft und zärtlich sein, erlösend, erfüllt mit Dankbarkeit für das tiefe Vertrauen und die Verbundenheit, in der man die gemeinsame Zeit verbracht hat. Dankbarkeit lindert den Schmerz, loslassen zu müssen. Sie besänftigt das Herz, wenn unsere geheime Hoffnung, etwas für immer haben zu dürfen, entzaubert wird.
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