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Kürzlich habe ich mich dabei ertappt, dass ich mich nach Gartenarbeit gesehnt habe. Die Alternative wäre eine Reise, doch die Aussicht darauf, mein Glashaus herzurichten, hatte plötzlich etwas unglaublich Verlockendes. Sehr beunruhigend...


Einer der beiden Lektorinnen meines Buches ist krank, und sie gönnt sich den Luxus, dieses Unwohlsein mit dem Schauen einer Serie namens „Paradise“ zu versüßen. Paradies – das könnte ich jetzt auch gut gebrauchen, denn gerade habe ich mir den Ofen eingeheizt. Geht's noch? Wir schreiben Anfang April und ich sitze mit aufgestelltem Buckel am Laptop, während es knistert. Wundert es da irgendjemanden, dass ich wieder ans Reisen denke?
Ostern ist bei mir ausgefallen, weil ich unterwegs war. Ja, ich bin gereist, allerdings nicht so, wie das Zehntausende in Richtung Süden gemacht haben. Meine Richtungen waren der Norden und Westen, also von meiner Heimatstadt aus betrachtet. Zuerst hob der Flieger aus dem strahlend-blauen München nach Berlin ab, wo ich so gefroren habe, dass sich zwei meiner Kinder und ich in ein Museum flüchten mussten, um uns wieder aufzuwärmen. Wir hatten Glück mit einer grandiosen Foto-Ausstellung im Amerika-Haus, doch die Aufenthaltsdauer war endenwollend. Davor Regen, danach Wind, und auf dem Heimweg beides. Hin und wieder mischte sich sogar die eine oder andere Schneeflocke dazwischen. Herrlich, während man auf einem Markt ein paar Mitbringsel kaufen möchte und die Aufmerksamkeit auf den Boden richten muss, damit man nicht dauernd in eine Pfütze steigt. Bei meiner nächsten Reise nach Berlin packe ich Gummistiefel ein. Meine Wärmflasche hatte ich zuhause gelassen, was unlogisch ist, da ich bei meinem letzten Ägyptenaufenthalt sehr wohl mit ihr eingeschlafen bin. Ach ja, das mit dem Schlafen trug zum Energieaufbau auch wenig bei, denn die Nächte wurde mit zunehmender Aufenthaltsdauer immer kürzer.
Es war ein warmer Tag, als wir in München gelandet sind und ich mich auf den Weg zu meinen Eltern gemacht habe. Der Anlass war ein eher unerfreulicher, weil sich mein Vater von seiner Gallenblase trennen und ich sicher gehen wollte, dass alles, vor allem er, in trockenen Tüchern ist, wenn ich wieder heim fuhr. Das Schlafpensum wuchs etwas, wenn auch nicht ausreichend, viele Gespräche erforderten meine Aufmerksamkeit und gaben mir das Gefühl, trotzdem zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

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Nach der Operation wieder ins Auto und ab nach Hause, wo mich mein Nachbar-Sonnenschein und eine liebe Freundin erwarteten, die während meiner Reise auf Kühlschrank und Katze aufgepasst hatte. Ich freute mich sehr, auch auf mein Bett weit nach Mitternacht. Und als ich wieder aufwachte, dachte ich mir, dass ich jetzt einfach nicht mehr reisen mag. In vier Monaten habe ich vier Länder besucht, und ich will endlich mal zuhause sein. Seit einiger Zeit überlege ich mir nämlich, das nächste lange Wochenende in der Wärme zu bringen. Doch bislang konnte ich mich nicht entscheiden. Der „Kurs in Wundern“ sagt, dass immer das Ego im Spiel ist, wenn man sich nicht entscheiden kann. Und seit ich das gelesen habe, stellt sich diese Erkenntnis immer als richtig heraus. Wenn man etwas tut, ohne großartig herum überlegen zu müssen, dann ist es meist auch richtig, fühlt sich auch richtig an. Alles andere ist nur eine Überstrapazierung der Gehirnwindungen. Deshalb gehe ich jetzt einmal davon aus, dass ich Ende April mein Glashaus in Ordnung bringen werde und hoffe gleichzeitig, dass die Sonne während dieser Tage auch scheinen wird. Sollte bis dahin noch ein eindeutiger Reiseruf erklingen, der meine Leibesmitte zum Brummen bringt, kann ich ihm immer noch folgen. Doch vorerst bleibe ich hier – und lese weiter über Wunder. Probieren Sie es doch einmal aus, das mit den Entscheidungen. Erleichtert vieles!

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Herr Altmann 2018-04-06 09:00
Guten Tag Frau Dabringer,
Obwohl ich doch zugegebenermaßen ein "Fan" davon bin, andere Länder und Kulturen zu entdecken ( vorallem hat man in der Pension nicht viel anderes zu tun, wenn sogar die Enkelkinder schon zur Schule gehen). ABER einfach im trauten Heim zu bleiben, in meinem Fall mit Hund und Garten ist auch unheimlich entspannend. Bis 9 Uhr ausschlafen, Hund füttern, Frühstücken, Spazieren gehen und anschließend im Garten werden löst eine unheimliche Ruhe in mir aus. Meistens lasse ich dann auch das Telefon für eine Weile im Haus, oder höre meine Lieblingsmusik so laut, dass ich das Klingeln gar nicht mehr wahrnehmen kann!
Liebe Grüße aus Deutschland.
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# magclaudiadabringer 2018-04-27 14:04
wahrscheinlich ist das die groesste errungenschaft, sich dort am wohlsten zu fuehlen, wo einen das leben gerade hinstellt. und wenn es der garten ist, dann hat das seine richtigkeit. ich wuensche ihnen viel freude beim entspannen bei lauter musik - das geniesse ich auch sehr!
danke fuer ihre freundlichen worte & alles gute...
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