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Achtsamkeit & Meditation

Immer mehr Menschen lassen sich beim Chirurgen Gesicht und Körper optimieren. Die Sehnsucht nach einem glücklichen und zufriedenen Leben ist ein oft genannter Grund für derartige Eingriffe. Doch kann das zum Ziel führen? 

Die fünfzigjährige Claudia Forster ist seit drei Monaten geschieden und endlich frei! Frei von ihrem Mann, der sie jahrelang betrogen hat, frei von ihren Sorgen um das gemeinsam erwirtschaftete Geld und in der Zwischenzeit auch frei von Falten auf Stirn und Wangen und frei von ihrem Speckgürtel rund um den Bauch. „Nachdem die Scheidung endlich durch war, ging ich zum Schönheitschirurgen und ließ mir nicht nur das Gesicht straffen, sondern auch gleich meine Problemzonen absaugen. Ich fühle mich endlich wieder als begehrenswertes Wesen und bin bereit für eine erfolgreiche Zukunft", erzählt Claudia mit einem strahlenden Lächeln. Jährlich nehmen rund 40.000 Österreicher und gar 660.000 Deutsche ärztliche Dienste für ihre optische Aufbesserung in Anspruch. Der Wunsch, körperliche Mängel schnell und einfach loszuwerden, ist gerade bei Frauen weit verbreitet. Der deutsche Schönheitschirurg Markus Linhardt weiß zu berichten: „Nahezu 90 Prozent aller Beauty-Eingriffe werden an Frauen vorgenommen. Die meisten Klientinnen kommen in oder nach Krisensituationen mit der Hoffnung, so psychische Erleichterung zu erfahren." Bei einer Forsa-Umfrage (Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse) gaben 70 Prozent der Befragten an, sie hätten gegen ‚Wohlfühlchirurgie' nichts einzuwenden, 13 Prozent konnten sich sogar vorstellen, sich eines Tages selbst einem Schönheitseingriff zu unterziehen. Bei Männern und Frauen unter 30 Jahren waren es sogar mehr als 20 Prozent.
Das scheint nicht gerade verwunderlich zu sein, zieht man in Betracht, dass Menschen, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, für klüger, begabter, sympathischer, erfolgreicher und kreativer gehalten werden, so das Resultat einer Forschungsarbeit der Universität Regensburg.
Damit stellt sich die Frage, wie weit sich dieses Vortäuschen von ‚angeblicher Schönheit', hinter der sich etwas ganz anderes (weniger Attraktives?) verbirgt, mit einem spirituell ausgerichteten Leben verträgt.

Schön
Zu glauben, dass wir durch das Herstellen äußerer Schönheitsmerkmale innere Zufriedenheit erlangen, ist zwangsläufig ein Verhängnis. Straffere Brüste, vollere Lippen und eine gerade Nase werden eine tiefsitzende Unzufriedenheit oder fehlendes Selbstwertgefühl nicht beseitigen können – darüber scheinen sich sogar die Schönheitsmediziner einig zu sein.
Wer das erwartet, erlebt zwangsläufig eine Enttäuschung. „Eine Schönheitsoperation kann ein psychologisches Problem zusätzlich zementieren", gibt die österreichische Beauty-Ärztin Hajnal Kiprov zu bedenken. „Wann immer wir uns wegen unserer körperlichen Ausstattung unattraktiv und minderwertig fühlen, sind wir zu einem Opfer unserer eigenen Einstellung geworden. Wir nehmen die äußeren Normen und machen sie zu unserem persönlichen Maßstab, nach dem wir uns bewerten und richten", schreibt die deutsche Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf auf ihrer Internetplattform für ‚Psychologische Beratung und Selbsthilfe-Strategien'. Die aus Österreich stammende buddhistische Priesterin für tibetischen Buddhismus Lama Palmo meint: „Kurzfristig kann sich ein Gefühl von Zufriedenheit einstellen, man lebt aber ständig in der Angst, die künstlich erworbene Schönheit wieder zu verlieren."
Die kosmetische Chirurgie, die heute vor allem gut aussehenden Menschen mit dem nötigen Kleingeld dazu verhilft, vermeintlich noch attraktiver zu wirken, hat ihre Herkunft in einer großartigen medizinischen Errungenschaft. Sie wurde entwickelt, um Patienten mithilfe dieser chirurgischen Fertigkeit nach schweren Unfällen oder Eingriffen mit Entstellungsfolgen ein ‚zweites Gesicht' und somit eine neue Lebenschance zu geben. Diese großartige Pionierleistung der Medizin wird sicherlich immer noch hilfreich eingesetzt, wer soll jedoch beurteilen, wo die Grenze zwischen medizinisch indizierter Hilfestellung und neurotischem, gesellschaftlich angesagtem ‚Gut-aussehen-Müssen' liegt?
Der Druck auf die einzelne Frau/den einzelnen Mann (immerhin steigt auch die Anzahl der Männer, die sich kosmetischen Eingriffen unterziehen, stetig an) nimmt jedenfalls zu. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in einem angespannten Arbeitsmarkt wagen es nur wenige, sich gängigen Anforderungen der ‚etablierten Welt' zu entziehen. Und ‚gutes Aussehen' ist in vielen Branchen nachgerade eine Voraussetzung für erfolgreiche Jobaussichten und gute Gehaltsabschlüsse – ganz zu schweigen von der Sehnsucht nach einem attraktiven Partner/einer attraktiven Partnerin und einem erfüllten Privat- und Familienleben. Wie sollte man ein solches erreichen mit einer Hakennase und einer molligen Figur? Diese Fragen stellen sich bereits viele junge Frauen, ohne zu erkennen, wie sehr sie Opfer einer ‚Werbescheinwelt' geworden sind.
Cranio-Sacral-Therapeutin Ursula Habiba Hentschel, 55, möchte sich diesen gängigen Vorstellungen nicht unterwerfen: „Ich spreche mich eindeutig gegen diese gegenwärtige Barbie-Ästhetik aus und bin überzeugt davon, dass uns das herrschende Schönheitsideal von Modeschöpfern, Kosmetikkonzernen, aber auch von Showstars geradezu diktiert wird." Therapeutin Hentschel hat eine differenzierte Einstellung zum Thema Beauty-Eingriffe: „Ein spirituelles Leben zu führen schließt für mich nicht aus, schönheitsverbessernde Maßnahmen zu ergreifen. Es ist bloß so, dass ich, wenn ich einem Arzt erlaube, an mir herumzuschneiden, in diesem Augenblick sicher nicht in meiner Mitte bin." Es sei auch eine Illusion zu glauben, man könne den Alterungsprozess aufhalten oder verstecken. „Es kann sogar eine Begleiterscheinung sein, dass wir, wenn wir einen geistigen Weg gehen, im Älterwerden eine neue Form von Schönheit entfalten können", ist sie sich sicher.
Claudia Forster ist dennoch zufrieden, sich den diversen kosmetischen Eingriffen unterzogen zu haben. Sie fühlt sich heute glücklicher und freut sich jeden Morgen auf ihr Gesicht im Spiegel. Auf die Frage, ob sie es wieder machen würde, antwortet sie mit einem entschlossenen: „Ja." Die Frage nach dem tieferen Sinn ihrer Handlung hat sie nicht gestellt.


PRO

„Es spricht nichts gegen nachhaltige Schönheitskorrekturen!"
Dr. Hajnal Kiprov, Dermatologin und Gründerin der Privatklinik KIPROV, über Sinn und Wirkungsweise der kosmetischen Medizin.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Beweggründe für schönheitschirurgische Eingriffe?

Dr. Hajnal Kiprov: Wir sind eine Seele-Körper-Einheit. Wir glauben zwar immer, dass der Körper nur von der Seele bzw. vom Geist beeinflusst wird. Das stimmt aber nur bedingt – es ist auch umgekehrt. Wie heißt es so schön: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Nachdem sich unser Körper mit der Zeit verändert, also altert, kann dies rückwirkend auch auf unsere Seele wirken. Depression, Minderwertigkeit und sozialer Rückzug können die Folge sein. Sehr oft kommen Frauen nach schlimmen Krisensituationen wie Scheidung oder nach Todesfällen zu mir. Ich finde es gut, wenn sie dann wieder beginnen, etwas für sich zu tun. Ist jedoch die Psyche krank, kann der Wunsch nach kosmetischen Korrekturen und Verjüngungskuren zur Sucht werden – und zwar mit psychotischem Ausmaß. Patienten, die trotz Schönheits-OPs mit ihrem Aussehen unzufrieden sind, haben sicher auf einer anderen Ebene Probleme. Die meisten jedoch finden wieder Hoffnung und schreiten mit einem gestärkten Selbstbewusstsein durch die Welt. Unser Credo lautet: sanft, sicher, natürlich.

Was meinen Sie damit?

Wir arbeiten ohne Narkose, nur mit Lokalanästhesie – geschnitten wird nur im äußersten Fall. Wir befinden uns mit unseren Eingriffen immer auf der sicheren Seite. Verkürzt man kosmetisch die Haut, kann dies zu einer erheblichen Typ-Veränderung führen und das möchte ich verhindern. Niemand verliert durch unsere Eingriffe seine Individualität. Mein Team und ich, wir versuchen, schon rechtzeitig gegen Alterserscheinungen anzukämpfen.

Wie kann eine Hautstraffung ohne Skalpell, also sanft, erzielt werden?

Mithilfe von Radiowellen zum Beispiel entstehen Hitzeimpulse in der Haut, wodurch Bindegewebsfasern verkürzt werden können. Der dadurch entstehende Lifting-Effekt verjüngt den behandelten Bereich deutlich sichtbar. Zusätzlich wird eine Neubildung von kollagenen Fasern angeregt und die Haut wird wesentlich straffer. Bei einer anderen Methode wird unter lokaler Betäubung mittels spezieller Mini-Kanülen Fett im erschlafften Gewebe abgesaugt und das Bindegewebe zieht sich nach dem Eingriff zusammen. Diese sogenannte ‚Liposuction-Therapie' wird zur Straffung der Kinnlinie und des Halses sowie zur Beseitigung von Hängebäckchen und Doppelkinn eingesetzt.

Spirituell betrachtet sind wir doch hier, um zu akzeptieren, wie wir sind. Ist es grundsätzlich in Ordnung, in die Natur einzugreifen?

Ich denke, das Ideale ist Authentizität. Jeder sollte von innen heraus strahlen. Eine liebvolle, harmonische Einstellung geht auch auf andere über. Habe ich das nicht verinnerlicht, nützt mir kein einziger kosmetischer Eingriff an meinem Körper. Gegen nachhaltige Schönheitskorrekturen spricht jedoch meines Erachtens rein gar nichts. Beauty-Medizin mit geringen Nebenwirkungen, die sanft wirkt und der Psyche hilft, halte ich für sehr sinnvoll.

Schön

CONTRA

„Ich suche die innere Schönheit!"
Lama Palmo ist eine der wenigen weiblichen Lamas und Lehrer des tibetischen Buddhismus sowie die erste buddhistische Priesterin Österreichs. Über das Zusammenspiel von Körper, Geist und Schönheit.

Warum lassen Menschen einen kosmetischen Eingriff vornehmen?

Das gehört auf verschiedenen Levels betrachtet. Eigentlich geht es doch um Schönheit. Auf dem ersten Level, alles rein äußerlich betrachtet, ist Schönheit ein Resultat aus dem Zusammenspiel von verschiedenen Parametern und diese wiederum sind lokal, regional, saisonal und temporär unterschiedlich. Was heute schön ist, war vor 20 Jahren nicht schön und wird in 100 Jahren nicht mehr schön sein. Anders ausgedrückt: Das, was wir heute als schön empfinden, ist demnach nichts anderes als ein punktuelles Empfinden. Die aktuelle Barbie-Puppe ist nach den als perfekt empfundenen Maßen für die heutige Zeit gebaut worden, nicht nach denen des 20. Jahrhunderts.
Auf dem zweiten Level fragen wir uns bereits nach dem Warum. Warum möchte ich schön sein oder was glaube ich, ist es, das mich schön macht? Wenn Schönheit nur dadurch entsteht, dass ich die äußeren, temporären Parameter erfülle, dann suche ich tatsächlich etwas im Außen, das ich eigentlich innerlich erleben möchte. Die Menschen kommen zu mir oder auch zum Schönheitschirurgen unter anderem, wenn es ihnen schlecht geht, wenn sie sich in oder unmittelbar nach einer Krise befinden. Allen gemein ist, dass sie sich wieder schön fühlen möchten – aber eigentlich innerlich. Die Frage ist: Kann eine Veränderung von außen zu einer inneren Schönheit führen? Oder müsste man nicht von innen her anfangen und nach außen arbeiten? Eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss.

Kann eine optische Verbesserung nicht auch eine Motivation zur Auseinandersetzung mit sich selbst sein?

Ich werde nie sagen: Lass dir was abschneiden oder dazubasteln. Ich werde immer sagen: Arbeite an deiner Essenz. Das, was dich schön macht, ist deine innere Schönheit. Früher habe auch ich mir den ganzen Körper rasiert und mich den gesellschaftlichen Zwängen unterzogen. Heute habe ich überall Haare, außer am Kopf, schminke und rasiere mich auch nicht mehr. Meine spirituellen Lehrer und Meister empfinde ich alle als wunderschön – und zwar, weil sie innerlich leuchten und nicht, weil sie so viele Haare am Kopf haben oder einen Waschbrettbauch. Kompensation wird langfristig nicht glücklich machen. Lässt sich Frau/Mann permanent ästhetisch korrigieren, wird der Geist immer weniger Kraft haben, um schön zu sein. Warum? Weil der Geist immer mehr in den Hintergrund gerät, da die Aufmerksamkeit auf der äußeren Hülle, auf der rein körperlichen Ebene liegt. Das heißt: Eigentlich ist unsere Suche nach Schönheit eine Suche nach Glück! Finde ich es innerlich nicht, suche ich es außen. Ein Autokauf, ein neues Gesicht, ein großer Busen – für fünf Minuten verspüre ich ein angenehmes Gefühl. Dauerhaft ist es nicht und die nächste Frustration ist vorprogrammiert. Zusammengefasst: An der Oberfläche befreien wir uns von Falten und kleinen Fettpolstern. In der Tiefe hat sich aber nichts verändert. Das Gefühl des tiefen Glücks kann ausschließlich von innen kommen.

Wie arbeiten Ihrer Meinung nach Körper und Geist zusammen?

Würde ich meinen Körper negieren, würde ich ziemlich krank werden. Ich negiere ihn nicht, sondern sehe meinen Körper ganz pragmatisch als das an, was er ist. Er ist die Möglichkeit, meinem Geist ein Gefäß zu geben, um in diesem Leben sinnvolle Handlungen zu setzen. Der Körper ist, im Gegensatz zu unserem Geist, eine Art ‚Maschine', die für eine gewisse Zeit funktioniert. Geist dagegen ist Kontinuum jenseits seiner temporären Hülle. Nur die Art und Weise, wie er verpackt ist, ändert sich von Abschnitt zu Abschnitt. Ich versuche, meinen Körper möglichst lange in Schuss zu halten, gut zu behandeln und gesund zu leben. Ich möchte so lange wie möglich für andere Gutes tun. Irgendwann kapiert man dann auch, dass das, was man ist, mehr ist als der Körper.

Was raten Sie Menschen, die sich verschönern lassen möchten?

Schau dir das Problem bei der Wurzel an und behandle nicht nur die Symptome. Erkenne, warum du dich verändern lassen möchtest. Habe ich die Wurzel gefunden, kann ich viel sinnvollere und nachhaltigere Maßnahmen setzen.

Können sich spirituelle Frauen auch unters Messer legen?

Bewerten kann ich das nicht. Jeder ist für das, was er tut, selbst verantwortlich. Jeder spirituelle Mensch weiß, dass eine Handlung eine direkte Konsequenz zur Folge hat. Auf jede Handlung folgt also ein Resultat. Lasse ich mir, polemisch ausgedrückt, das ‚Hirn straffen', kann es ohne weiteres passieren, dass es mir nach zwei Jahren schon nicht mehr gefällt! Also sollte ich mit dem Wissen um die Konsequenz auf allen Levels meine Entscheidungen treffen.

Elisabeth Riedl, 1956, ist Journalistin und lebt in Wien. Sie hat viele Jahre für das österreichische und deutsche Fernsehen (ORF, ATV, RTL Gruppe) gearbeitet, seit 1999 als Chefredakteurin und TV-Produzentin. Sie hat 2000 gemeinsam mit Dieter Moor (jetzt Max Moor) als Moderatorin und Chefredakteurin die Diskussiossendung ,Headline Talk' (ATV) geleitet. Seit 2003 arbeitet sie im Print Journalismus (WOMAN). Von 2005 bis 2014 war Sie als Chefredakteurin, und bis Juni 2019 Mitherausgeberin von Ursache\Wirkung. Elisabeth Riedl hat weitreichende Erfahrung in Medien-, Marketing- und PR-Arbeit.

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Elisabeth Riedl

Elisabeth Riedl

Elisabeth Riedl, 1956, ist Journalistin und lebt in Wien. Sie hat viele Jahre für das österreichische und deutsche Fernsehen (ORF, ATV, RTL Gruppe) gearbeitet, seit 1999 als Chefredakteurin und TV-Produzentin. Sie hat 2000 gemeinsam mit Dieter Moor (jetzt Max Moor) als Moderatorin und Chefredakteu...
Kommentare  
# Peter W 2019-01-18 20:07
Meine Frau gönnte sich mit 40 und 2 wundervollen Kindern einen Rundumeingriff ( nichts im Gesicht) - und ich muss sagen, es ging alles gut. Das letzte Mal so glücklich habe ich sie vor ihrer ersten Schwangerschaft erlebt. Ich bin wirklich froh "meine" Frau wieder zu haben!
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