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Achtsamkeit & Meditation

Luft in die Lungen bringen – besser durch die Nase als den Mund, denn dies ist gut für die Gesundheit.

Wer bewusst atmet, spürt sofort, wie wichtig die Nase – das meistunterschätzte Organ des menschlichen Körpers – für das menschliche Wohlbefinden ist. Doch es ist nicht selbstverständlich, eine Nase zu haben, durch die man frei atmen und die vielen Gerüche aufnehmen kann: Fast die Hälfte der Menschen klagt über eine chronisch verstopfte oder entzündete Nase.

Viele atmen durch den Mund und ruinieren damit langfristig ihre Gesundheit. Zwanzig Prozent können nur schlecht oder gar nicht mehr riechen, ein Phänomen, das man Anosmie nennt. Kann die Nase nicht mehr die ihr zugedachten Aufgaben wahrnehmen, büßen die Betroffenen an Wohlbefinden, Gesundheit und Lebensfreude ein.

Die Nase ist das ursprünglichste Sinnesorgan.

Evolutionär betrachtet, ist die Nase das ursprünglichste Sinnesorgan, und das spiegelt sich in den anatomischen Strukturen wider. Sie ist über den Riechkolben, einen der ältesten Teile des Gehirns, direkt mit dem limbischen System verbunden, jener Hirnregion, mit der basale Empfindungen assoziiert sind: Gefühle, Ängste, Triebe und Erinnerungen. Gerüche vermögen all das zu triggern: Sie können Erlebnisse aus der frühen Kindheit wachrufen, Wohlsein, Lust oder Appetit auslösen, Anziehung, Ekel oder sogar Panik erzeugen.

Besonders spannend ist die Tatsache, dass die Nase – als einziges unserer Sinnesorgane –Sinneseindrücke unmittelbar physisch vermitteln kann: Manche Partikel, die in die Nase gelangen, dringen über den Riechkolben direkt ins Gehirn ein. Riechen ist damit nicht, wie etwa das Hören oder Sehen, nur ein Nervenreiz, den das Gehirn in eine sinnstiftende Wahrnehmung übersetzt, sondern es ist stofflicher Natur.

Der Geruchssinn und der Atem sind eng miteinander verbunden: Nur was über den Atem in die Nase getragen wird, können wir auch riechen. Das Atmen ist für unser Leben weitaus bedeutender als das Riechen. Dafür wird eine Nase gebraucht, welche die Atemluft optimal aufbereiten kann. Sie erwärmt die Atemluft, befeuchtet und filtert sie. Sie ist ein „biologisches Airconditioning-System“.

Nase

Erst seit wenigen Jahren weiß man, dass in den Nasennebenhöhlen ein „Wundermolekül“ gebildet wird, das viele wichtige Funktionen erfüllt, Stickstoffmonoxid (NO). Es weitet die Blutgefäße, erhöht die Durchblutung, senkt den Blutdruck, optimiert den Gasaustausch, lindert Entzündungen und verbessert die Funktion des Nervensystems. Und es sterilisiert die Atemluft: NO wirkt gegen Pilze, Bakterien und sogar Viren.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 121: „Mit allen Sinnen"

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All das funktioniert natürlich nur, wenn die Nase auch zum Atmen genutzt wird. Doch das ist viel weniger der Fall, als die meisten denken. Unter Kindern ist die Mundatmung eher der Normalfall, wie etliche Studien zeigen. Und auch Erwachsene atmen häufig durch den Mund, besonders in der Nacht. Schnarchen und Schlafapnoe sind die Folge. Das A und O einer guten Atemgesundheit ist daher, durch die Nase zu atmen und nur im Ausnahmefall durch den Mund.  

Wer durch die Nase atmet, verlangsamt seinen Atemstrom. Dadurch wird die Atemluft nicht nur intensiver gefiltert, erwärmt, befeuchtet und mit NO angereichert, sondern auch das Atemvolumen reduziert. So trägt die Nasenatmung dazu bei, dass wir nicht mehr atmen als notwendig. Dieses Thema kann hier nur angedeutet werden: Ein zu großes Atemvolumen, auch Überatmung genannt, kann zu gravierenden Gesundheitsschäden führen wie Asthma, Schlafapnoe, Erschöpfung, innere Unruhe, Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Muskelspannungen und anderes mehr.

Dies liegt an den Funktionen, die Kohlendioxid (CO2) im Atemprozess erfüllt: Wir brauchen stets eine bestimmte Menge davon im Blut, damit der Sauerstoff in ausreichender Menge an die Zellen abgegeben wird. Atmet man mehr als für den Stoffwechsel nötig, führt dies zu einem „CO2-Defizit“ (Hypokapnie). Biochemisch gesehen führt ein zu großes Atemvolumen zu einer Sauerstoffmangelsituation auf Zellebene. Eine sanfte, langsame Nasenatmung rund um die Uhr ist deshalb der beste Schutz gegen die Überatmung.

 Hier eine einfache, meditative Übung, die besonders heilsam ist, weil dabei viel Stickstoffmonoxid (NO) in der Nase gebildet wird, wie Wissenschaftler herausfanden: das Summen. Es vervielfacht die NO-Produktion in den Nebenhöhlen. Eine Freude für Herz und Lunge! Zudem werden durch die Übung körpereigene Substanzen ausgeschüttet, unter anderem Endorphine, die das Wohlsein fördern.
  • Setzen Sie sich bequem hin und kommen Sie einen Moment zur Ruhe.
  • Nehmen Sie nun einen guten Atemzug – nicht zu wenig, nicht zu viel Luft – und halten Sie nach dem Einatmen einen Moment die Luft an. Dann atmen Sie summend aus – so langsam wie möglich. Machen Sie das drei- bis fünfmal.
  • Dann atmen Sie entspannt und spüren nach.
  • Das ist eine Runde. Machen Sie gerne zwei, drei oder auch mehr Runden.

Summen ist eine äußerst wohltuende Praxis, die in tiefe meditative Zustände führen kann. Genießen Sie das summende Atmen.

 

Abschließend ein Zitat des Malers George Catlin aus seinem 1864 erschienenen Buch, in dem er sich intensiv mit dem Problem der Mundatmung des Zivilisationsmenschen befasst: „Shut your mouth. And save your life“. Catlin hielt diese Worte für die wichtigste Botschaft seines Lebens und Wirkens.

Dr. Ralph Skuban, promovierter Politikwissenschaftler, war viele Jahre im sozialen Bereich tätig. Mit seiner Frau gründete er die Skuban-Akademie und leitet Ausbildungen rund um Themen der Atem- und Körperarbeit. www.skuban-akademie.de

Illustration © Francesco

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Dr. Ralph Skuban

Dr. Ralph Skuban

Dr. Ralph Skuban, promovierter Politikwissenschaftler, war viele Jahre im sozialen Bereich tätig. Mit seiner Frau gründete er die Skuban-Akademie und leitet Ausbildungen rund um Themen der Atem- und Körperarbeit. www.skuban-akademie.de
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