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Achtsamkeit & Meditation

Frieden und Sicherheit statt Angst und Anspannung. Eine Anleitung, wie mit Furcht umgegangen werden kann.

Immer mehr Menschen berichten mir, dass sie durch die Amoktaten und Terroranschläge der jüngsten Zeit verunsichert sind. Sie haben ein mulmiges Gefühl, zögern, zu öffentlichen Veranstaltungen zu gehen, machen sich vermehrt Sorgen und begegnen Fremden mit Argwohn. Obwohl sie vom Verstand her wissen, dass die Gefahr, durch einen Verkehrsunfall zu Tode zu kommen, zigfach größer ist, als Opfer einer schrecklichen Gewalttat zu werden, werden sie durch diffuse Angst in Stress versetzt. 

Angst


Angst ist evolutionär eigentlich ein kurzfristiges Phänomen. Es dient dazu, konkrete Gefahren wahrzunehmen und spontane Schutzmaßnahmen für das eigene Überleben zu ergreifen. Wenn die Gefahr gebannt ist – Kampf, Flucht oder Totstellreflexe erfolgreich waren –, löst sich das Angstgefühl auf, entspannt sich der Körper und findet zu seiner natürlichen Gelöstheit und Lebendigkeit zurück. Unaufgelöste Angst hält die Gefahrenabwehrprogramme in uns aktiv. Auch wenn wir uns gar nicht ängstlich fühlen, kann sich Angst als Stressmuster wie ein Virus in unser Denken und Handeln einnisten. Dann verhindert sie unterschwellig, dass wir entspannt und offen auf die Welt schauen, dass wir uns erholen und an dem erfreuen, was uns Gutes widerfährt. Sie bewirkt, dass wir engstirnig sind, statt größere Zusammenhänge zu sehen, schränkt unser menschliches Potenzial ein und hindert uns, Problemen kreativ, mitfühlend, kooperativ, mutig und zuversichtlich entgegenzutreten.

Geborgen fühlen
Gegen das Weltgeschehen können wir nicht spontan tätig werden. Zumindest nicht so, dass wir uns auf einen Schlag frei und sicher fühlen, wie es das Zebra nach gelungener Flucht vor dem Löwen empfindet. Dafür sind die Dinge zu komplex. Wenn wir aber zulassen, dass unser Denken von instinktiver, diffuser Angst gelenkt wird, verhalten wir uns auch entsprechend aggressiv oder teilnahmslos.

Geborgen fühlen
Umgekehrt wird auch ein Schuh draus. Wenn wir bemerken, dass wir anhaltend schimpfen, hadern, unzufrieden sind, keine Perspektive haben, antriebslos sind, besorgt, misstrauisch und enttäuscht, sind das sichere Zeichen, dass wir in einer Angststress-Falle sitzen. Manchmal fehlt dann nicht mehr viel, um auf Demonstrationen, an der Wahlurne oder im Streit mit dem Nachbarn mal richtig Dampf abzulassen. In jedem von uns steckt ein potenzieller Amokläufer, der einen Befreiungsschlag gegen Kränkung, Enttäuschung, Angst und Wut sucht. Dies treibt die Spirale der Gewalt jedoch weiter an. Der einzige Ausweg aus diesem Teufelskreis ist Menschlichkeit: Zuwendung, Herzenswärme, Einfühlung, Offenheit und Achtung uns selbst und anderen gegenüber.

Geborgen fühlen
Wenn wir einen Beitrag zu mehr Frieden in der Welt leisten wollen, sollten wir in erster Linie unsere eigene chronische Angst beruhigen und automatisiertes Kampf-Flucht-Erstarrungsverhalten ablegen. Angststress ist ein physiologisches Phänomen. Er lässt sich nicht intellektuell durch Worte entkräften. Bei Kindern ist das gut zu sehen. Sie wollen nicht hören, dass es keine Gespenster gibt. Erst wenn wir sie in den Arm nehmen, sie unsere sanfte Stimme hören und durch unsere sichere Ausstrahlung spüren, dass alles in Ordnung ist, beruhigen sie sich und schlafen zufrieden ein. Angststress löst sich, wenn wir uns sicher, verbunden und zufrieden fühlen. Dazu müssen Körper und Geist in Einklang und zur Ruhe gebracht werden.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 109: „Angst überwinden"

UW109 Cover neu


Anja Siepmann, geboren 1969, ist Coach, MBSR-Lehrerin und Systemaufstellerin. Sie betreibt eine psychotherapeutische Praxis (HP) in Köln.
 
Illustration © Francesco Ciccolella
Bilder Header © Pixabay
Kommentare  
# Johanna 2020-06-04 09:04
Die Übungen sind sehr hilfreich, danke.
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# Beate 2020-11-08 11:48
Danke ich übe
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