Hier finden Sie einen Auszug von "Liebe als Akt des Widerstands" von Veronika Fischer, aus Ursache\Wirkung №. 132: „Liebe, Sex und Achtsamkeit".
Wer über die Liebe spricht, muss auch über Politik sprechen. Beide bedingen einander. Aktuell werden die Freiheiten der Liebe zunehmend eingeschränkt und begrenzt. Woher kommt das, und wie können wir Widerstand leisten?
Für die meisten ist eine erfüllte und glückliche Liebesbeziehung eines der großen Ziele im Leben. Doch Liebe ist viel mehr als eine romantische Idee. Sie ist eine essenzielle Grundlage für unser Leben, denn ohne sie verkümmert der Mensch, seelisch wie körperlich. Das zeigt ein erschütterndes Experiment aus dem 13. Jahrhundert: Friedrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, wollte herausfinden, welche Sprache Kinder sprechen würden, wenn man sie von Geburt an nicht mit Worten beeinflusst.
Dazu ließ der Kaiser Neugeborene von Ammen versorgen, die sie nur fütterten und wuschen, aber nicht mit ihnen reden durften. Das Ergebnis war tragisch – alle Kinder starben, bevor sie die Sprachfähigkeit erreichten. Bis heute gilt dies als Beweis dafür, dass Liebe kein Luxus ist, sondern eine biologische Notwendigkeit. Wir alle benötigen soziale Bindung und körperliche Nähe für eine gesunde Entwicklung.
Auch in der modernen Geschichte finden sich Beispiele für ein liebloses Aufwachsen von Kindern. Im Nationalsozialismus wurde das Werk „Die Deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ der Lungenfachärztin Johanna Haarer für die NS-Familienpolitik genutzt und galt als Standardwerk der Erziehung. Es propagierte eine emotionale Distanz zwischen Mutter und Kind. Schon von Geburt an sollten Kinder nicht verhätschelt, sondern mit Disziplin und Strenge erzogen werden.
Streicheleinheiten und liebevolle Zuwendung wurden als gefährlich für die Charakterbildung angesehen. Man solle Babys nicht zu oft hochnehmen, sie nachts schreien lassen und ihnen früh Disziplin beibringen. Das Ergebnis? Eine Generation „guter Soldaten“, die in emotionaler Kälte aufwuchs. Wer in einer lieblosen Umgebung aufwächst, wird oft selbst unfähig, Liebe zu geben oder zu empfangen. Die psychischen Narben solcher Erziehungsmethoden sind bis heute spürbar.
Ihre Auswirkungen prägen ganze Gesellschaften.
Diese Ansicht über Erziehung hält sich teilweise bis heute. Noch immer finden sich Bücher wie „Jedes Kind kann schlafen lernen“ in vielen Regalen. Auch hier wird beschrieben, dass man ein Kind allein in sein Bett legen und weinen lassen soll – obwohl schon lange wissenschaftlich erwiesen ist, dass liebevolle Berührung, Zuneigung und emotionale Wärme nicht nur unser Wohlbefinden steigern, sondern auch unsere körperliche Gesundheit fördern. Oxytocin, das sogenannte „Liebeshormon“, wird durch Zärtlichkeit und Verbundenheit ausgeschüttet, stärkt das Immunsystem, senkt den Stresspegel und fördert das Vertrauen.
Den ganzen Artikel finden Sie hier:
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 132: „Liebe, Sex und Achtsamkeit"
Die Folge dieser verbannten Zärtlichkeit sind Generationen von Erwachsenen, die Schwierigkeiten haben, Nähe zuzulassen, Liebe zu zeigen und sich selbst als wertvoll zu empfinden. Viele Menschen spüren in sich eine innere Leere, kämpfen mit Beziehungsproblemen oder einem diffusen Gefühl, nicht genug zu sein. Manche haben von klein auf gelernt, Gefühle zu unterdrücken, und halten emotionale Distanz für Normalität. Und genau diese Generation prägt aktuell unsere gesellschaftlichen und politischen Landschaften.
Wenn wir einen Blick in die Biografien der aktuellen Protagonisten werfen, finden wir einige Beispiele. Nehmen wir einen der aktuellen Hauptakteure: Donald Trump wurde 1946 in eine strenge und leistungsorientierte Familie hineingeboren, sein Vater war Immobilienentwickler. Als Jugendlicher wurde Trump auf die New York Military Academy geschickt. Dort sollte er Disziplin lernen. Seine Kindheit war geprägt von Wohlstand, harter Erziehung und einem frühen Fokus auf Wettbewerb und Erfolg.
Hier weiterlesen
Header Illustration© Ursache Wirkung
