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Hier finden Sie einen Auszug von "Leben ist fruchtbare Leere" von Dr. Andreas Weber, aus Ursache\Wirkung №. 121: „Mit allen Sinnen".

Die Biologie sieht Leben als Wettkampf der Gene und blendet die innerlichen Erfahrungen aus.

Was ist Leben? Eine mögliche Antwort wäre: Leben ist das, was innere Erfahrungen machen kann. Leben heißt, betroffen sein. Leben heißt, vor Lust auf mehr Leben schier zu bersten. Leben ist geteilt und erfreut sich daran, dass es geteilt ist. Leben ist das, was über der Bodenlosigkeit schwebt und wieder in sie zurücksinken wird. Leben ist das, was in jedem Frühjahr neu aus der Leere hervortritt.

Eine andere Antwort gibt die Biologie, die auch die „Lehre vom Leben“ genannt wird. Danach ist Leben das, was sich selbst bewegen kann, etwas empfindet, sich fortpflanzt, was also Gene hat, so heißt es in den Lehrbüchern. Mehr kommt nicht.

Alle paar Jahrzehnte traut sich ein Forscher, ein Buch zum Thema zu veröffentlichen wie jüngst der britische Genetiker Paul Nurse. Auch er zählt vornehmlich wieder Eigenschaften auf. Das ist ungefähr so, als würde jemand auf die Frage „Was ist das Universum?“ antworten: Das Universum ist das, was Bäume hat, Schwalben und ein paar große Wolken.

Das erste Buch mit dem Titel „Was ist Leben?“ schrieb der Physiker Erwin Schrödinger 1944. Ihm gelang noch am ehesten eine Antwort auf die Frage, was die Wesen im Innersten zusammenhält: In ihnen muss es etwas geben, was sich selbst stabilisiert, auch wenn sich der Kosmos beständig in seine Einzelteile zerstreut.

Als 1953 die DNA entdeckt wurde, glaubten die Biologen zu wissen, wo diese Beharrungskraft herkam. Natürlich, es mussten die Erbinformationen sein, die dem Körper die Befehle zur Existenz gaben. Daraus wurde die Kurzform: Leben gleich Gene, populär übersetzt: Maschine plus Steuerungsinformationen.

Dabei ist es bis heute weitgehend geblieben. Die Option, dass das Beharrungsvermögen des Lebens noch etwas anderes als eine technische Steuerung sein könnte, stand nicht mehr zur Debatte. Für die Idee, dass Leben vielleicht nicht nur ein maschineller Prozess ist, sondern innerliche Erfahrung, erklärte sich die Biologie nicht zuständig. Ja, diese Idee galt viele Jahre geradezu als tabu. Sie klang zu unwissenschaftlich.

Wir – und alle anderen Mitglieder dieses Kosmos – haben eine Innensicht auf die Welt.

Schrödinger wäre vermutlich aufgeschlossener als viele zeitgenössische Forscher. Schließlich verdanken wir ihm das Wissen, dass Elektronen den Atomkern nicht umkreisen, wie es noch heute in Schulbüchern abgebildet wird, sondern dass die Wirklichkeit eines Teilchens immer erst im Moment der Messung festgelegt wird. Vorher ist es buchstäblich irgendwo und nirgends.

Warum sollte dann nicht auch Leben irgendwo und nirgends sein? Nämlich irgendwo, verteilt in der biologischen Form eines organischen Körpers, und nirgends – als das, was nicht körperlich ist, aber seinen Körper immer bewahren will, als ein Begehren, das nach jener empfindenden Individualität ruft, die sich dann als Körper manifestiert?

Den ganzen Artikel finden Sie hier:


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 121: „Mit allen Sinnen"

Dr. Andreas Weber


 

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Andreas Weber

Andreas Weber

Dr. Andreas Weber ist Biologe, Philosoph und Publizist. www.autor-andreas-weber.de